Atemwegsallergien

Sind Stadtpollen aggressiver?

Von Nadine Effert · 2023

Die Allergiebelastung durch Pollen ist in den vergangenen Jahrzehnten deutlich gestiegen. Laut einer polnischen Studie sind vor allem Menschen in urbanen Räumen betroffen. Kann die dort höhere Luftverschmutzung tatsächlich die Beschaffenheit von Baumpollen verändern?

Birkenblüten in Nahaufnahme
Der Pollenflug von Birken birgt ein hohes Allergie-Risiko. Foto: iStock / winyuu

Juckende Augen, laufende Nase, Niesreiz: Etwa 15 Prozent der deutschen Bevölkerung sind von einer Pollenallergie betroffen – Tendenz steigend. Als besonders unangenehm gelten Birkenpollen. „Birken sind die am stärksten allergenen Bäume in kühlen und gemäßigten Klimazonen, und deren Pollen sind Auslöser von allergischem Schnupfen und Asthma bei 10 bis 30 Prozent der Bevölkerung“, erklärt Dr. Stefanie Gilles, Leiterin des Fachbereichs Umwelt-Immunologie an der Universität Augsburg. „Wegen ihres attraktiven Aussehens und der relativen Toleranz gegenüber Umweltfaktoren wurden Birken in der Vergangenheit häufig auch in städtischen Wohngebieten angepflanzt.“

Schädlich für Atemwege

Fakt ist: In Städten kommt es seit Jahrzehnten zu einer Zunahme an allergischen Atemwegserkrankungen. Liegt das an den Birken? Oder an der bekanntlich höheren Luftverschmutzung? „Dass Luftschadstoffe einen direkten schädlichen Einflusss auf die Atemwege von Allergikern haben, ist unbestritten“, bestätigt die Expertin. Aber gibt es einen zusätzlichen, indirekten Einfluss von Luftschadstoffen über die Schadstoffbelastung allergieauslösender Bäume? Der Frage nach einem Zusammenhang zwischen Luftverschmutzung und Aggressivitätslevel der Birkenpollen sind Forschende der Universität Krakau um Monika Ziemianin nachgegangen. Die Studie wurde vor Kurzem im Fachmagazin „Plos One“ veröffentlicht. 

Atemwegsallergien: Einfluss von Luftverschmutzung

Für die Untersuchung wurden Proben von ungeöffneten Birkenblüten an sieben verschiedenen Standorten mit unterschiedlichen Graden an Luftverschmutzung eingesammelt und im Labor analysiert. Im Fokus stand dabei das Hauptallergen bei Birkenpollen: das Protein Bet v1. Dessen Konzentration war in den städtischen Proben höher. Eine weitere Erkenntnis: Trotz der Toleranz gegenüber hohen Konzentrationen an Luftverschmutzung produzieren die Bäume in solchen Fällen mehr Stressproteine, die ein höheres Allergenitätspotenzial haben. Bei der Planung von städtischen Grünflächen solle daher auf stark allergene Bäume verzichtet werden. Gilles hält die Ergebnisse für nachvollziehbar. Für die Schlussfolgerung, dass die beobachteten Unterschiede an den Pollen tatsächlich zu einer verstärkten Immunreaktion führen, müssten jedoch entsprechende Tests an Patientinnen und Patienten mit den Pollenproben durchgeführt werden.

Zahl zum Staunen

5 Millionen – So viele Pollenkörner befinden sich in jedem Kätzchen von Birken.

Quelle: www.wetteronline.de/ratgeber/gesundheit/pollenarten/birke; Zugriff: 10.05.2023

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