Digitalisierung im Gesundheitswesen

E-Health auf dem Vormarsch

Von Jürgen Ackermann · 2020

Videosprechstunden, Gesundheitsanwendungen auf dem Smartphone und die elektronische Patientenakte halten Einzug in die Welt der Medizin. Das Potenzial der Digitalisierung für Ärzte und Patienten scheint endlich gehoben zu werden. Noch gibt es jedoch viel zu tun.

Zahnärztin führt mit einem Patienten eine Videosprechstunde
Foto: iStock/AndreyPopov

Das Gesundheitssystem ändert sich in atemberaubender Geschwindigkeit. Treibender Faktor ist auch hier die Digitalisierung. Nach einer Studie von Roland Berger soll die Digital-Health-Sparte allein in Deutschland bis 2025 auf bis zu 38 Milliarden Euro anwachsen. 

Bis dahin scheint es aber noch ein weiter Weg. Während in den Nachbarstaaten digitale Rezepte, elektronische Patientenakten, Telemonitoring und Video-Sprechstunden längst zum medizinischen Alltag gehören, beherrscht in Deutschland noch immer das Papier den Informationsaustausch zwischen Ärzten, Therapeuten und Patienten. Das hat zumindest die Unternehmensberatung PriceWaterhouseCooper (PWC) über eine Umfrage herausgefunden. 

Digitalisierung: Gesundheit aus der App

Tatsächlich bietet die digitale Transformation enorme Chancen für den Gesundheitssektor. Dank Gesundheits-Apps, installiert auf Smartphone, Tablet oder Wearables, haben Nutzer ihre Vitaldaten immer im Blick. Das nutzen heute nicht nur immer mehr Freizeitsportler, sondern Patienten mit chronischen Erkrankungen. So berechnen Diabetes-Apps Insulinbedarfe und Langzeitblutzuckerwerte, Migräne-Apps analysieren Auslöser und helfen, einen personalisierten Therapieplan zu erstellen, und Herz-Apps zeichnen Puls und Blutdruck auf und warnen bei ungesunden Werten. So können Mobile-Health-Anwendungen sogar Leben retten. 

Die Digitalisierung betrifft natürlich nicht nur die Bereitstellung von Apps. Vielmehr verändert sie auch das herkömmliche Verhältnis zwischen Arzt und Patient. So können sich Patienten per Smartphone oder Videochat von Ärzten beraten lassen, auch wenn diese kilometerweit entfernt sind. Seit 2018 ist dies sogar möglich, ohne dass vorher ein Besuch beim Arzt stattgefunden hat. Allerdings durften Ärzte zunächst nur 20 Prozent ihrer Patienten ausschließlich per Video behandeln. Im Zuge der Corona-Pandemie wurde diese Beschränkung zum 1. April 2020 aber zeitlich befristet aufgehoben. 

Alle Daten im Blick

Ein weiterer wichtiger Schritt in Richtung Digital Health ist die elektronische Patientenakte (ePA). Alle gesetzlich Versicherten können ab 2021 eine solche ePA von ihren Krankenkassen erhalten. Auf Wunsch des Patienten können in der Akte Befunde, Diagnosen, Therapiemaßnahmen, Behandlungsberichte, Impfungen, elektronische Medikationspläne und Arztbriefe sowie Notfalldatensätze gespeichert werden. Abgesehen davon, dass die Patienten via Tablet oder Smartphone ihre Akte selbst jederzeit einsehen können, dient sie vor allem dazu, dass Ärzte in Notfällen schneller reagieren können oder Doppeluntersuchungen vermieden werden. Damit alle Daten gespeichert werden können, müssen allerdings die Arztpraxen und andere Einrichtungen wie etwa Krankenhäuser an die sogenannte Telematikinfrastruktur (TI) angeschlossen werden, was bis 2021 erfolgen soll.

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