Cannabis gegen Schmerzen

Berauschende Droge oder effektive Medizin?

Von Tobias Lemser · 2019

Ob zur Therapie krampfartiger Schmerzen, wie bei Multipler Sklerose, oder bei der Behandlung von Chemotherapie bedingtem Erbrechen: Seit der neuen Gesetzeslage verschreiben immer mehr Schmerztherapeuten zur Linderung chronischer Schmerzen medizinischen Cannabis. Doch wie hilft es und was sagt die Forschung?

Typisch gezacktes Blatt einer Cannabis-Pflanze. Thema: Cannabis gegen Schmerzen
Cannabisbasierte Medikamente gibt es in Tablettenform, als Mundspray oder Öl. Foto: iStock/Aleksandr_Kravtsov

Wer jemals unter jahrelangen Schmerzen leiden musste, kann besonders gut nachempfinden, was viele Schmerzpatienten durchmachen – vor allem dann, wenn kein Medikament anschlägt und auch noch starke Nebenwirkungen damit einhergehen. Geradezu befreiend muss für viele Betroffene im März 2017 die Nachricht über das neue „Cannabis-Gesetz“ gewirkt haben. 

Cannabis gegen Schmerzen: Gesetz macht den Weg frei

Mussten sich Patienten und Apotheken für eine cannabisbasierte Therapie vorher eine Erlaubnis beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte einholen, bedarf es seit Inkrafttreten des Gesetzes keiner Ausnahmeregelung mehr. Heisst: Cannabis als Medikament kann seitdem in Deutschland von jedem Arzt – ausgeschlossen sind Zahn- und Tierärzte – verordnet werden. Allerdings entscheiden die Krankenkassen erst nach entsprechend ausführlicher Antragstellung gemäß den gesetzlichen Vorgaben über eine Übernahme der Therapiekosten.

Doch in welcher Form wird Cannabis, das aus der Familie der Hanfgewächse stammt und zu den ältesten Kultur- und Zierpflanzen zählt, überhaupt eingenommen? Während man medizinischen Cannabis, also in diesem Fall die Blüten, mittels eines speziellen Verdampfers inhaliert, werden cannabisbasierte Medikamente oral, in Tablettenform, als Mundspray oder Öl verabreicht. Beispielhaft hierfür ist ein in einem spezialisierten pharmazeutischen Herstellungsverfahren gewonnener standardisierter Extrakt aus Cannabispflanzen, der zu gleichen Teilen Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD) enthält. Beide Substanzen in Kombination erzielen eine verstärkte schmerzstillende Wirkung bei gleichzeitig verringerten Nebenwirkungen.

Studie zu Cannabis bei Krebs

Wie medizinisches Cannabis bei Krebspatienten wirkt, wollten Forscher des Minnesota Department of Health herausfinden. Ergebnis der unter rund 1.100 Probanden durchgeführten epidemiologischen US-Studie, die im April veröffentlicht wurde: Viele Patienten berichteten nach Beginn der Cannabistherapie über eine signifikante Besserung von Symptomen wie Angstzuständen, Appetitlosigkeit und nicht zuletzt Schmerzen – ein Effekt, der sogar für mindestens vier Monate anhielt. Bei rund der Hälfte der Patienten, die unter Erbrechen litten, sank der Schweregrad des Erbrechens innerhalb von vier Monaten nach der ersten Cannabisanwendung um mehr als 30 Prozent – gute Nachrichten, die dafür sorgen könnten, dass weitere qualifizierte Studien durchgeführt werden und somit immer mehr Patienten einen Zugang zu diesem noch recht jungen Medikament finden.

Quellen:
Deutsches Institut für Medizinalcannabis 2019
Techniker Krankenkasse
Deutscher Hanfverband
Deutsche Apotheker Zeitung

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