Schmerzen

Chronifizierung vermeiden

Von Nadine Effert · 2023

Frau liegt auf dem Rücken auf einem grauen Sofa mit dem Arm über ihrem Gesicht.
Schmerzen können den Alltag von Betroffenen stark beeinträchtigen. Foto: iStock / fizkes

Schmerzen sind ein temporäres Alarmsignal des Körpers. Werden sie chronisch, verlieren sie ihre ursprüngliche Funktion. Als eigenständige Krankheit rauben sie Betroffenen ein großes Stück Lebensqualität. Es gilt, frühzeitig gegenzulenken.

Autsch – das Backblech ist glühend heiß! Sofort ziehen wir die Hand zurück, ohne darüber nachzudenken oder bewusst eine Entscheidung zur Ausführung dieser Bewegung zu treffen. Dies ist gut, denn der durch den akuten Schmerz ausgelöste Reflex schützt den betroffenen Köperteil und bringt uns aus der Gefahrenzone. Die International Association for the Study of Pain (IASP) definiert Schmerz – unabhängig von einer körperlichen Ursache – als eine unangenehme sensorische und emotionale Erfahrung, die mit einer tatsächlichen oder potenziellen Gewebeschädigung verbunden ist oder dieser ähnelt. Zu den häufigsten Krankheitsbildern gehören Rücken-, Muskel- und Kopfschmerzen sowie Gelenk- und Nervenschmerzen.

Eingeschränkte Lebensqualität

Auch wenn der Rücken die Rangliste der Regionen mit den häufigsten Schmerzzuständen anführt, haben viele Menschen mehrere, im Schnitt drei Schmerzbereiche, so ein Ergebnis des „Schmerzatlas 2023“ des Gesundheitsdienstleisters Liebscher & Bracht. Das Leid der Betroffenen sei aber meist nicht auf diese Schmerzregionen begrenzt. „Durch die dauerhafte Belastung und die damit einhergehenden Einschränkungen kommt es oft zu Schlafstörungen, Konzentrationsschwäche, Müdigkeit, Angstzuständen oder depressiven Episoden“, schreiben die Verfasser des Berichts. Über 70 Prozent der Umfrageteilnehmenden gaben an, ihre Schmerzen würden sich auf ihr Gemüt auswirken. 64 Prozent bestätigten, ihre Bewegungsfreiheit sei durch die Schmerzen eingeschränkt. Fast jeder Zweite empfand, dass die Familie unter der Situation leide.

Schmerzen übernehmen Kontrolle

Besonders hoch ist die Belastung bei chronischen Schmerzen, unter denen laut Deutscher Schmerzliga bis zu 25 Prozent aller Deutschen leiden. Von ihnen sprechen medizinische Fachleute, wenn die Pein über drei Monate anhält, obwohl die eigentliche Ursache bereits „verheilt“ ist. Chronische Schmerzen werden durch körperliche, psychische und soziale Faktoren aufrechterhalten. Forschende vermuten, dass die Zahl der chronisch Erkrankten aufgrund der Coronapandemie nochmals steigen könnte. Denn bei einem Teil der Patientinnen und Patienten kommt es zu lang anhaltenden Beschwerden, die etwa durch die Krankheit selbst verursacht werden. Weiterer Grund: „Durch die Kontaktbeschränkungen war der Zugang zu Diagnostik- und Therapiemöglichkeiten vorübergehend begrenzt“, sagt Professor Dr. med. Winfried Meißner, Präsident der Deutschen Schmerzgesellschaft. Davon seien hauptsächlich Menschen mit neu aufgetretenen Schmerzen betroffen gewesen, die länger auf Diagnose und Behandlungsbeginn warten mussten, was die Gefahr für eine Chronifizierung erhöht.

Spezifische, lückenlose Behandlung

„Handeln, bevor Schmerzen chronisch werden, ist nötig und möglich“, so Prof. Meißner. Patientinnen und Patienten stehen vielfältige Therapieoptionen zur Verfügung – Stichwort „multimodale Schmerztherapie“, eine Kombination aus medikamentöser, psychologischer und körperlicher Therapie. Es geht also darum, körperliche und psychische Ursachen, wie etwa die Angst vor dem Schmerz, gemeinsam zu bekämpfen, um auch den Teufelskreis rund um den chronischen Schmerz zu durchbrechen. Was es laut Fachleuten ebenso braucht, ist eine durchgängige Versorgungskette vom Hausarzt bis zur Schmerzmedizinerin, vom Krankenhaus bis in die ambulante Versorgung. Auch könne so, per Frühintervention, bei vielen Schmerzgeplagten eine Chronifizierung vermieden werden.

Array
(
    [micrositeID] => 36
    [micro_portalID] => 26
    [micro_name] => Gesund und schmerzfrei leben
    [micro_image] => 4611
    [micro_user] => 1
    [micro_created] => 1474976944
    [micro_last_edit_user] => 1
    [micro_last_edit_date] => 1569404062
    [micro_cID] => 1238
    [micro_status] => 1
    [micro_cache] => 0
    [deleted] => 0
)