Systemische Krankheit

Wenn das Immunsystem die Haut angreift

Von Nadine Effert · 2023

Unsere Haut erneuert sich etwa alle vier Wochen. Bei Menschen, die an Psoriasis – umgangssprachlich Schuppenflechte – leiden, reagiert der Körper jedoch mit einer Entzündung, in deren Folge die Hautzellen sich deutlich schneller teilen. Was hat das mit dem Immunsystem zu tun? Und was können Betroffene tun?

Eine Person kratzt sich im Genick.
Mehr als die Hälfte der Betroffenen leiden an Schuppenflechte auf der Kopfhaut. Foto: iStock / Siarhei AndreyPopov

Entzündete, juckende Haut mit roten Flecken und Schuppen – darunter leiden Menschen mit Psoriasis, vor allem an Kopf, Ellenbogen, Knien, Bauchnabel und Gesäßfalte. Allein in Deutschland sind Schätzungen zufolge rund zwei Millionen Menschen von der nicht heilbaren, aber heute in der Regel gut behandelbaren systemischen Krankheit betroffen. 

Risikofaktor Darmerkrankung

Einen Psoriasis-Schub auslösen können bestimmte Trigger wie hormonelle Schwankungen, Infektionen oder Stress. Eine aktuelle, in der Fachzeitschrift „JAMA” erschienene Studie des Lehrstuhls für Epidemiologie der Universität Augsburg hat einen weiteren Auslöser im Visier: den Darm. Das Forschendenteam hat mithilfe von mathematischen Modellen die genetischen Daten von rund einer halben Million Menschen ausgewertet. Das Resultat: Es gibt einen Zusammenhang zwischen chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen, allen voran Morbus Crohn, und Schuppenflechte. „Wichtig ist, dass Hausärzte und Gastroenterologen wissen, dass diese Patienten ein erhöhtes Risiko haben. Darauf sollten sie ein besonderes Augenmerk haben, um beim Auftreten von Hauterscheinungen oder Gelenkbeschwerden frühzeitig die Diagnose Schuppenflechte zu stellen und eine adäquate Therapie einleiten zu können“, so Prof. Christa Meisinger, Co-Autorin der Studie.

Botenstoffe hemmen

Hierzu steht heute eine ganze Palette moderner Behandlungsmethoden zur Verfügung, die je nach Art und Ausprägung der Psoriasis angewendet werden. Selbst erscheinungsfreie Haut ist heute längst keine Utopie mehr. Bei einer mittelschweren bis schweren Psoriasis haben sich in den letzten Jahren die Behandlungsergebnisse durch Biologika in Form von monoklonalen Antikörpern deutlich verbessert. Sie hemmen gezielt bestimmte Entzündungsbotenstoffe des Immunsystems, wovon Betroffene der autoimmun vermittelten Systemkrankheit nämlich permanent zu viel produzieren. Der Grund: Das Immunsystem greift bei Psoriasis fälschlicherweise körpereigenes Gewebe an, wodurch Verletzungen vorgetäuscht werden. Die Folge: Der Körper bildet stetig und im Übermaß neue Hautzellen, infolgedessen es zur Hyperkeratose, sprich übermäßigen Hornhautbildung, kommt. 

Verbesserung des Hautbilds

Grundlage jeder Psoriasis-Behandlung ist die sogenannte Basispflege, bei der wirkstofffreie, rückfettende und pflegende Salben, Cremes oder Lotionen angewendet werden. Hierbei grundsätzlich wichtig: auf Produkte mit Duft-, Farb- und Konservierungsstoffen verzichten. Diese können zusätzliche Irritationen herbeiführen. Einen Einfluss auf die Schwere der Psoriasis hat auch die Ernährung. Das hat Prof. Dr. Jan-Christoph Simon, Direktor der Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie am Universitätsklinikum Leipzig (UKL), mit seinem Team erstmals herausgefunden: „Es sind vor allem die gesättigten Fettsäuren, die heute in vielen Lebensmitteln enthalten sind. Eine Reduktion dieser Fettsäuren führte zu einer deutlichen Verbesserung der Schuppenflechte.“ Die ersten Ergebnisse einer laufenden Interventionsstudie, die eine leitliniengerechte Therapie der Schuppenflechte mit einer Spezialdiät, kombiniert mit einer Ernährungsberatung, umfasst, seien „sehr vielversprechend“, heißt es in einer Pressemitteilung des UKL.

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