Chronische Wunden

Bessere Heilung durch Kaltplasma

Von Nadine Effert · 2024

Aktuell leben bundesweit etwa 2,7 Millionen Menschen mit einer chronischen Wunde, die primär an den unteren Extremitäten auftritt. Wenn der Fuß oder das Bein einmal offen ist, beginnt für die Betroffenen ein oft langer Leidensweg. Lässt sich dieser in Zukunft verkürzen?

Wunde am Knie
Foto: iStock / PORNCHAI SODA

Ein kleiner Schnitt, ein bisschen Blut – kleine Verletzungen heilen meist schnell von selbst wieder ab. Von einer chronischen Wunde sprechen Fachleute, wenn die Verletzung trotz ärztlicher Behandlung nach acht Wochen noch nicht abgeheilt ist oder sie von Beginn an als chronisch definiert wird. Chronische Wunden, die meist infolge einer Primärerkrankung wie Durchblutungsstörungen, geschwächtes Immunsystem oder Diabetes entstehen, können sehr schmerzhaft sein. Oft jucken, nässen oder riechen sie unangenehm. Die Lebensqualität der Betroffenen ist enorm beeinträchtigt, auch aufgrund der monate- bis jahrelangen Behandlung, die mit leidigen Verbandswechseln einhergeht. 

Ursache: mangelnde Durchblutung

Hauptproblem ist häufig die mangelnde Durchblutung. Die damit verbundene Mangelversorgung der verletzten Region hat zur Folge, dass sich die betroffenen Strukturen nicht regenerieren und somit auch nicht wie gewünscht abheilen können. Verschlechtert wird die Wundheilung zusätzlich durch Rauchen oder Übergewicht. „Die aktuellen Leitlinien umfassen zur Behandlung solcher Wunden ein chirurgisches Debridement zur Entfernung nekrotischen Gewebes, eine antiseptische Wundreinigung, das Anlegen spezieller Verbände und einen regelmäßigen Verbandswechsel“, erklärt Dr. Nessr Abu Rached, Spezialist an der Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie der Ruhr-Universität Bochum. 

Bessere Heilung, weniger Schmerzen

Dort nimmt aktuell ein Forschendenteam im Rahmen der „POWER-Studie” die Anwendung eines Kaltplasmas unter die Lupe. Dabei wird zwischen der Wunde und der Plasmafolie die Umgebungsluft teilweise ionisiert, also mit zusätzlicher Energie aufgeladen. Das so entstehende Plasma wirkt antibakteriell und antiviral sowie entzündungshemmend. Ergebnis: Nach vier Wochen hatten 16 Prozent der Wunden der Plasmagruppe sich komplett oder fast vollständig (90 Prozent) und weitere 28 Prozent um mindestens 60 Prozent geschlossen. In der Kontrollgruppe mit Standardwundtherapie galt das für keine einzige Wunde. Eine Verringerung der Wundfläche um mindestens 40 Prozent wurde bei 40 Prozent der Plasmagruppe und bei 18 Prozent der Kontrollgruppe beobachtet. Die Plasmagruppe brauchte zudem deutlich weniger Antibiotika. „Die mit Plasma behandelten Patientinnen und Patienten berichteten darüber hinaus von einer signifikanten Verringerung der Wundschmerzen und einer Verbesserung der Lebensqualität“, berichtet Dr. Nessr Abu Rached. 

Schon gewusst?

Knapp drei Viertel des gesamten Blutkreislaufs finden im kapillaren Netzwerk statt. Die Durchblutung der kleinsten Blutgefäße mit einem Durchmesser kleiner als 100 wird als Mikrozirkulation bezeichnet. Nicht nur hinter Wundheilungsstörungen, auch hinter chronischen Schmerzen und Gefäßerkrankungen kann eine mangelnde Mikrozirkulation stecken. 

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