Leben mit COPD

Unterschätzte Krankheit, die Millionen betrifft

Von Tobias Lemser · 2024

Entzündete Atemwege, verbunden mit schwerer Atemnot: Viele an COPD-Erkrankte – zumeist sind es Rauchende – kennen diese Beschwerden. Nicht nur ein Nikotinstopp, auch weitere Maßnahmen können helfen, die Erkrankung in Schach zu halten. Doch welche sind das, und warum sollten Betroffene laut einer Studie zudem möglichen Herzbeschwerden nachgehen?

Atemnot, Husten und Auswurf sind Hauptsymptome einer COPD. Bild: iStock / Pheelings Media

Zum nunmehr 20. Mal jährte sich Ende März in Irland das weltweit erste Rauchverbot in geschlossenen öffentlichen Räumen. Damals eine Sensation und für Rauchende schier undenkbar, dieses Gesetz ebenso in Deutschland so durchsetzen zu können. Doch schneller als gedacht sollte sich mit dem Rauchverbot in der Gastronomie und vielen anderen Bereichen Anfang 2008 der blaue Dunst auch hierzulande schrittweise verziehen. Vor allem Passivrauchende werden seitdem viel besser vor drohenden Lungenerkrankungen geschützt. COPD, das für Chronic Obstructive Pulmonary Disease steht (zu Deutsch chronisch obstruktive Lungenerkrankung), ist einer der bekanntesten Vertreter – sowohl in Deutschland als auch weltweit gehört dieses Krankheitsbild zu den führenden Todesursachen.

Nikotin größter Risikofaktor

COPD ist eine irreversible, fortschreitende Atemwegsund Lungenerkrankung, bei der zumeist die unteren Atemwege verengt und chronisch entzündet sind. Oft beginnt es mit Husten, der im Laufe der Zeit immer hartnäckiger wird und mit schleimigem und sogar blutigem Auswurf einhergeht. Aber auch Atemnot, oft verbunden mit körperlicher Leistungsminderung, ist ein markantes Symptom. Wie weit COPD in Deutschland verbreitet ist, lässt sich bislang nur schwer beziffern. Informationen darüber beruhen vor allem auf großen bevölkerungsbezogenen Studien und Versorgungsdaten. Laut Zahlen der Deutschen Vereinigung für Rehabilitation sind in Deutschland rund 6,8 Millionen Menschen daran erkrankt, weshalb COPD zur Kategorie der Volkskrankheiten gezählt werden kann. Laut Statistischem Bundesamt sterben in Deutschland jährlich mehr als 30.000 Menschen an den Folgen dieser Erkrankung.

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Nicht invasive Beatmung

Auch wenn COPD unheilbar ist, gibt es mehrere Therapieansätze, die sich nach dem Schweregrad der Erkrankung richten. Zum Einsatz kommen nicht nur innovative medikamentöse Therapien, sondern auch nicht medikamentöse Maßnahmen wie die nicht invasive Beatmungstherapie. Besonderer Pluspunkt dieser seit Jahren etablierten Methode: Es muss kein Beatmungsschlauch in die Luftröhre eingeführt werden – so wie bei der Unter- und vor allem Überdrucktherapie. Hierbei gelangt die Luft durch externen Überdruck und eine dicht schließende Nasen- oder Gesichtsmaske in die Lunge. Ziel der Therapien ist es, die Atemmuskulatur zu entlasten und einen zu hohen Kohlendioxidgehalt im Blut zu senken. Zudem sollen auf diese Weise die körperliche Belastbarkeit gesteigert, akuten Verschlechterungen (Exazerbationen) vorgebeugt und Symptome gelindert werden – alles mit der vordergründigen Absicht, den gesamten Gesundheitszustand und die Lebensqualität der Patientinnen und Patienten zu verbessern.

„Rauchfrei im Mai“

Klar ist jedoch: Wichtigster Baustein der COPD-Behandlung ist der vollständige Verzicht auf Nikotin. Und hierzu braucht es mehr als die Anstrengung jeder betroffenen Person, wie Burkhard Blienert, Beauftragter der Bundesregierung für Sucht- und Drogenfragen, unterstreicht: „Wir müssen unsere Anstrengungen für die Tabakentwöhnung und den Rauchstopp intensivieren und über die gesundheitlichen Risiken aufklären.“ Ebenso plädiert er dafür, „die vielen Millionen Raucherinnen und Raucher zu unterstützen, die seit Jahren erfolglos versuchen, von Zigaretten & Co. loszukommen“. Ein Beispiel hierfür ist die Aktion „Rauchfrei im Mai“, welche die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung in diesem Jahr als Teil der Bundesinitiative „Rauchfrei leben!“ propagiert.

Herzleiden im Fokus

Was häufig unterschätzt wird: COPD kann unsere gesamte gesundheitliche Verfassung stark beeinträchtigen. Denn sehr häufig gehen mit der Lungenerkrankung Komorbiditäten einher. Bereits im Jahr 2018 konnte in einer großen klinischen Studie mit rund 20.000 COPD-Erkrankten gezeigt werden, dass kardiovaskuläre Erkrankungen die häufigsten Begleiterkrankungen der COPD darstellen. Herzkranzgefäßerkrankungen, die periphere arterielle Verschlusskrankheit sowie Schlaganfall und Herzinsuffizienz gehören zu den prominentesten Vertretern. Wie genau COPD und Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Verbindung stehen, zeigt eine im vergangenen Jahr veröffentlichte kanadische Studie. In dieser retrospektiven Untersuchung wurden Daten aus der Gesundheitsverwaltung, elektronischen Krankenakten sowie Medikamenten- und Labordaten aus ganz Ontario ausgewertet. Beobachtet wurden dabei Personen ohne kardiovaskuläre Vorerkrankung mit und ohne COPD zwischen 2008 und 2016. Ergebnis: Erneut wurde deutlich, dass Menschen mit COPD ein stark erhöhtes kardiovaskuläres Risiko und eine bedeutend erhöhte Sterblichkeit aufweisen.

Angepasster Lebensstil

Doch was heißt das nun? Angesichts der rund 25 Prozent höheren Wahrscheinlichkeit, ein schwerwiegendes Herz-Kreislauf-Ereignis zu erleiden, fordern Fachleute, bei Menschen mit COPD auch das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse im Blick zu haben. Zudem sei es von höchster Bedeutung, zusätzlich zur Einnahme von Medikamenten regelmäßig ärztliche Kontrollen wahrzunehmen und den Lebensstil anzupassen. Bereits mit Spaziergängen oder Gartenarbeit lassen sich spürbar Effekte erzielen. Darüber hinaus helfen Selbsthilfetechniken wie die dosierte Lippenbremse und atmungserleichternde Körperstellungen, akut auftretende Atemnot zu vermeiden beziehungsweise besser damit umgehen zu können. Weitere Techniken werden in Form von Lungensport oder Atemphysiotherapie vermittelt. Nicht zu vergessen die Ernährung: Da COPD mitunter zu Untergewichtigkeit führt, kann außerdem eine ausgewogene hochkalorische Nahrungsergänzung sinnvoll sein, um verlorenes Körpergewicht wieder auf ein gesundes Niveau zu bringen.

LEBEN MIT COPD

Nachfolgend finden Sie Anlaufstellen und Selbsthilfegruppen für Menschen mit Lungenkrankheiten in Deutschland.

COPD – Deutschland e. V.
Hilfe zur Selbsthilfe mit der Diagnose COPD: Hier finden Sie unter anderem Patientenbroschüren sowie umfassende Informationen zu COPD und anderen Atemwegserkrankungen.
www.copd-deutschland.de

AG Lungensport in Deutschland e. V.
Gesundheitsförderung für Menschen mit chronischen Atemwegs- und Lungenerkrankungen: Hier werden Sie über Möglichkeiten des körperlichen Trainings aufgeklärt und finden Lungensportgruppen in Ihrer Nähe.
www.lungensport.org

Deutsche Atemwegsliga e. V.
Die Atemwegsliga e. V. hält eine Liste an PneumoDigital-Apps für Sie bereit, die zum Beispiel das Leben mit COPD erleichtern oder Ihnen beim Rauchstopp helfen.
www.atemwegsliga.de/pneumo-digitalapps.html

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