Chronisch-entzündliche Darmerkrankung

Nachahmende Nanopartikel als neue Therapie

Von Nadine Effert · 2024

Krampfartige Bauchschmerzen, schwere Durchfälle mit extrem häufigen Stuhlgängen, Appetit- und Kraftlosigkeit – diese Beschwerden gehören teils wochenlang zum Alltag von Menschen mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED). Bislang nicht heilbar, können CED jedoch gut therapiert werden – in Zukunft vielleicht sogar mithilfe der Nanomedizin.

Nanopartikel sollen Hilfe bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen bieten.
Nanopartikel sollen Hilfe bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen bieten. Foto: iStock / peterschreiber.media

In Deutschland leben rund 650.000 Menschen mit Morbus Crohn und Colitis ulcerosa, den beiden Hauptvertretern der CED. Deren genaue Ursachen sind noch nicht geklärt. Viele Studien konnten eine genetische Prädisposition nachweisen. Aber auch das Mikrobiom des Darms scheint eine Rolle zu spielen. Womit bei CED oft nicht gerechnet wird: Die Beschwerden beschränken sich nicht nur auf den Verdauungstrakt. So können auch sogenannte extraintestinale Manifestationen und somit Beschwerdebilder abseits des Magen-Darm-Traktes auftreten, etwa Gelenkschmerzen oder Augenentzündungen. Laut einer aktuellen Studie aus Litauen sind 30 Prozent der an CED Erkrankten von schwerwiegenden Hautveränderungen wie Psoriasis und Ekzemen betroffen. Die Vermutung liegt nahe, dass Auslöser in vielen Fällen die überschießende Immunreaktion ist, die auch an der Entstehung der CED, sprich der Entzündung im Verdauungstrakt, maßgeblich beteiligt ist.

Individuelle Behandlung Bei Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen

Fakt ist: Die üblichen Medikamente gegen akute Beschwerden wie Durchfall, Verstopfung oder Schmerzen bekämpfen diese Entzündung nicht. Das Gute: Die Therapiemöglichkeiten bei CED sind vielfältig. Es stehen Substanzen aus verschiedenen Arzneimittelgruppen zur Verfügung, die entweder direkt antientzündlich wirken oder das Immunsystem unterdrücken. Dank ihrer gewinnen viele Betroffene ein großes Maß an Lebensqualität zurück. Die Auswahl der geeigneten Medikamente hängt dabei von der Phase und dem Schweregrad der Erkrankung ab.

Einsatz von Nanopartikeln

In der Zeitschrift „Angewandte Chemie” stellte vor Kurzem das Forscherteam um Hee-Seung Lee und Sangyong Jon vom Korea Advanced Institute of Science and Technology (KAIST) einen neuen Ansatz für ein CED-Medikament vor, das oral eingenommen wird. Er basiert auf Nanopartikeln, die eine spezielle Kohlenhydratschicht (Glycocalyx) entzündeter Darmzellen nachahmen und ihre entzündungshemmende Wirkung gezielt in den erkrankten Darmpartien entfalten. Ungünstige systemische Nebenwirkungen, wie sie bei anderen bei CED zum Einsatz kommenden Medikamenten – vor allem bei Langzeitgebrauch – auftreten können, werden damit minimiert.

Quelle:
1. European Crohn´s and Colitis Organisation
2. Anti-inflammatory Glycocalyx-Mimicking Nanoparticles for Colitis Treatment

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