Was sind Volkskrankheiten?

Vorbeugen bedingt verstehen

Von Nadine Effert · 2021

Was sind Volkskrankheiten? Sind es die häufigsten Krankheiten? Die mit der höchsten Sterblichkeit? Fakt ist: Die Zahl der Menschen, die unter einer Volkskrankheit leiden, steigt weiter an. Das macht mehr Prävention erforderlich. Die Verantwortung für seine Gesundheit trägt dabei jeder selbst.

Frau hält sich den Kopf vor Schmerzen
Foto: iStock/ fizkes

Ob Krebs, Rückenschmerzen, Diabetes mellitus Typ 2, Herz-Kreislauf-Krankheiten oder Depressionen – allen Volkskrankheiten gemein ist die Tatsache, dass viele Menschen betroffen sind und dass sie aufgrund ihrer wirtschaftlichen Auswirkungen sozial ins Gewicht fallen. Manche Erkrankungen sind auf das Alter und den damit einhergehenden Verschleißerscheinungen zurückzuführen. Andere wiederum auf genetische Vorbelastungen. Viele der Volkskrankheiten beruhen jedoch auch auf vermeidbaren Risikofaktoren, wie Rauchen, Übergewicht oder – oftmals unterschätzt – Stress. Heute auch durch neue Auslöser hervorgerufen, wie aktuell die Corona-Pandemie oder die Errungenschaften neuer Technologien.

Digitaler Stress

Laut der Studie „Gesund digital leben?“ des Fraunhofer-Instituts für Angewandte Informationstechnik (FIT) aus 2019 empfindet jeder fünfte Arbeitnehmer starken digitalen Stress durch den Beruf. Häufige Folgen von ständiger Erreichbarkeit und der Angst vor Leistungsüberwachung sind Stresssymptome wie Einschlaf- oder Durchschlafschwierigkeiten, Verdauungsprobleme, Schwitzen und erhöhter Herzschlag. Experten fordern daher, dass Unternehmen digitalem Stress mehr Aufmerksamkeit schenken und ihren Mitarbeitenden Strategie für einen bessern, sprich gesünderen Umgang mit an die Hand geben, sei es in Form von Hilfe bei der täglichen Flut an E-Mails oder durch das Angebot an Workshops, die zum Beispiel die Resilienz stärken.

Risikofaktoren Rauchen und Übergewicht

Neben Stress ist Tabakkonsum buchstäblich Gift für den Körper. Jede gerauchte Zigarette verkürzt das Leben um 30 Minuten, sodass die mittlere Lebenserwartung bei Tabak Konsumierenden um zehn Jahre niedriger ist. Ein Rauchstopp führt direkt zur Senkung des Krebsrisikos und Zellerholung. Positiv: Immer weniger Jugendliche greifen zur Kippe. Gaben im Jahr 2001 noch rund 27 Prozent an, Raucher zu sein, waren es in 2109 nur noch sechs Prozent in der Gruppe der 12 bis 17-Jährigen. Weniger erfreulich: Laut Statistischem Bundesamt hat mehr als die Hälfte der Erwachsenen in Deutschland Übergewicht. Es gilt als wichtigster Risikofaktor von Diabetes mellitus Typ 2. Die Zahl der Diabetes-Fälle ist in den letzten zwanzig Jahren um mehr als das Siebenfache angestiegen. Mehr als 90 Prozent der Menschen mit Diabetes Typ 2 haben auch schweres Übergewicht. Mit Normalgewicht reduziert sich auch das Risiko zahlreicher anderer Krankheiten, wie etwa Bluthochdruck, Herzinfarkt und koronare Herzkrankheit.

Was sind Volkskrankheiten? Nachholbedarf bei Prävention

Der Vorteil von definierten Volkskrankheiten ist, dass viel getan wird, um ihnen die Stirn zu bieten, sprich steigende Patientenzahlen und Sterbefälle zu verhindern und Betroffenen zu mehr Lebensqualität zu verhelfen. So motivieren beispielsweise Krankenkassen ihre Versicherten zur Teilnahme an Präventionsprogrammen. Wobei es beim Thema Krebs Nachholbedarf zu geben scheint, wie eine aktuelle Umfrage der internationalen Data and Analytics Group YouGov zeigt: Demnach schätzen die Deutschen die Behandlungsmöglichkeiten von Krebserkrankungen in Deutschland mehrheitlich als gut ein, jedoch findet nur knapp ein Drittel der Befragten, dass die Krankenkassen ausreichend ihre Krebsvorsorgeoptionen aufzeigen. Das allein ist aber kein Grund, diese nicht wahrzunehmen. Überraschend ist: Laut einer Umfrage der DAK-Gesundheit aus 2019 haben die Deutschen am meisten Angst vor Tumorerkrankungen. Dennoch gehen 42 Prozent nicht zur Krebs-Vorsorgeuntersuchung.

Quelle: Forsa-Institut; DAK-Gesundheit, 2019

 

 

 

 

 

Neue Therapien und Technologien

Unternehmen aus der Pharmabranche forschen derweil fleissig weiter an neuen Arzneimitteln, Wissenschaftler sind den konkreten Ursachen für Krankheiten weiter auf der Spur und es gibt ständig neue Therapien und Medizinprodukte, zum Beispiel Kunstherzen aus dem 3D-Drucker oder Sensoren zur Überwachung einer Herzschwäche. Von neuen Technologien profitieren die Millionen von einer Volkskrankheit Betroffenen schon heute. Die voranschreitende Digitalisierung ermöglicht zum Beispiel die telemedizinische Überwachung von Patienten, die Verbesserung der ländlichen Gesundheitsversorgung und ist eine große Stütze in Zeiten der aktuellen Corona-Pandemie. Alles Engagement und alle Fortschritte dienen am Ende einer grossen Masse an Menschen und helfen dabei, die Last der Zivilisation in Zukunft einzudämmen.

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