Menschlicher Bewegungsapparat

Für mehr Bewegungsfreiheit

Von Nadine Effert · 2024

Erkrankungen, Beschwerden und Verletzungen des Haltungs- und Bewegungsapparates zählen zu den häufigsten Leiden. Neben Prävention ist es wichtig, Versorgungslücken zu schließen.

Eine Frau sitzt beim Arzt und lässt ihren Rücken untersuchen
In den meisten Fällen stecken harmlose Muskelverspannungen hinter Rückenschmerzen. Foto: iStock / A. Gavrilovic

Es trägt und hält wie ein Baugerüst, ist aber gleichzeitig äußerst beweglich: Die Rede ist vom menschlichen Skelett, das aus etwa 210 Knochen besteht. Fast alle sind dabei durch rund 650 Muskeln, über 100 Gelenken, Knorpel und Bänder miteinander verbunden. Unser Bewegungsapparat ist ein wahres Wunderwerk der Anatomie. Er gibt dem menschlichen Körper Form, Halt und Beweglichkeit. Doch wehe, er macht Probleme oder erkrankt, dann sind Schmerzen, Bewegungseinschränkungen und verminderte Lebensqualität in der Regel vorprogrammiert – vor allem wenn die Pein anhält.

Belastende Folgen für den Menschlichen Bewegungsapparat

Unter chronischen Schmerzen leiden laut der Angabe der Deutschen Schmerzgesellschaft zwischen acht und 16 Millionen Deutsche. Vor allem der Rücken und der Nacken, aber auch Knie und Schultern sind betroffen. „Durch die dauerhafte Belastung und die damit einhergehenden Einschränkungen kommt es oft zu Schlafstörungen, Konzentrationsschwäche, Müdigkeit, Angstzuständen oder depressiven Episoden“, schreiben die Verfassenden des „Schmerzatlas 2023“ vom Gesundheitsdienstleister Liebscher & Bracht, für den über 9.300 Menschen zu ihrer Schmerzhistorie befragt worden sind. Über 70 Prozent der Umfrageteilnehmenden gaben an, ihre Schmerzen würden sich auf ihr Gemüt auswirken. 64 Prozent bestätigten, ihre Bewegungsfreiheit sei durch die Schmerzen eingeschränkt. Fast fast jede zweite Person empfand, dass die Familie unter der Situation leide.

Wichtig: Prävention

Die Ausprägungen und Ursachen von Krankheiten des Bewegungsapparates – in der Fachsprache muskuloskelettalen Erkrankungen (MSE) – sind vielfältig, die meisten treten zunehmend im Alter auf. Nach WHO-Schätzungen wird sich angesichts der demografischen Entwicklung die Zahl der von Knochen- und Gelenkerkrankungen Betroffenen in den kommenden 20 Jahren verdoppeln. Wichtig ist, auch mit Blick auf die gestiegene Lebenserwartung, den Bewegungsapparat möglichst fit und gesund zu halten. Sei es mit einem ergonomischen Arbeitsplatz, gesunder Ernährung zur Vermeidung von Übergewicht und regelmäßiger Bewegung, durch welche die Muskeln gestärkt, die Gelenke mobilisiert und die Durchblutung verbessert werden. Hingegen Gift für die Gelenke ist Tabakrauchen. Eine schwedische Studie der Universität in Lund fand heraus, dass Rauchende nicht nur häufiger als andere Menschen an Rheuma erkranken. Die Gelenkzerstörung schreitet bei ihnen auch schneller voran.

Fehlzeiten und Krankheitskosten

Ob Arthrose, Osteoporose, Muskelschwäche oder Rückenschmerzen: MSE – zählen zu den am häufigsten in der Bevölkerung verbreiteten Leiden und sind weltweit die führende Ursache von chronischen Schmerzen, körperlichen Funktionseinschränkungen und Verlust an Lebensqualität. So auch in Deutschland – verbunden mit hohen Fehlzeiten und volkswirtschaftlichen Kosten. Die Krankheitskosten belaufen sich gemäß Statistischem Bundesamt (Destatis) auf jährlich 500 Euro je Einwohner (Stand: 2020) – Platz fünf im Ranking der teuersten Krankheiten. Laut „Gesundheitsreport 2023“ der Techniker Krankenkasse entfielen im Jahr 2022 mit 2,59 Fehltagen je Erwerbsperson 13,7 Prozent der gesamten Fehlzeiten auf MSE. Damit belegte diese Erkrankungsgruppe hinsichtlich der Fehlzeiten den dritten Rang unter den Krankheitsgruppen.

Gezieltes Risikomanagement

Umso wichtiger sind Prävention und eine optimale Behandlung. „Die Versorgung von Patientinnen und Patienten mit rheumatischen und muskuloskelettalen Erkrankungen ist in den letzten 15 Jahren stark verbessert worden“, ist in einer Mitteilung des Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) zu lesen. Dennoch würden längst nicht alle Patientengruppen eine ausreichende Versorgung erhalten, was ungünstige Behandlungsergebnisse zur Folge haben kann. Ein Grund hierfür: Da die Grunderkrankung häufig mit Begleiterkrankungen einhergeht, sind Betroffene oftmals bei verschiedenen Fachärztinnen und -ärzten in Behandlung und nehmen zum Teil viele Medikamente parallel ein. Welche Risikofaktoren konkret für eine Unter-, Über- und Fehlversorgung bei Krankheiten des Bewegungsapparates ursächlich sind, damit beschäftigen sich Forschende aus Berlin, Greifswald und Bremen im Konsortium TARISMA (Targeted Risk Management in Musculoskeletal Diseases) noch bis zum Jahresende. Das Ziel: neue Versorgungskonzepte zu erstellen und dafür zu sorgen, dass diese so rasch wie möglich den Patientinnen und Patienten zugutekommen.

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