Rheumaerkrankungen

„Schnelle Diagnose hilft“

Von Katharina Lehmann · 2021

Porträt: Prof. Eugen Feist
Prof. Eugen Feist

In den vergangenen Jahren haben sich die Therapiemöglichkeiten für entzündlich-rheumatische Erkrankungen erheblich verbessert, weiß Professor Eugen Feist, Chefarzt der Klinik für Rheumatologie in Vogelsang. Doch auch die Patienten selbst können viel tun, um die Erkrankung zu verbessern.

Gibt es den klassischen Rheuma-Patienten?

Den klassischen sicherlich nicht. Wir kennen heute rund 200 entzündlich-rheumatische Erkrankungen, die die Wirbelsäule, die großen und kleinen Gelenke an Händen und Füßen, aber auch die inneren Organe befallen können. Aber einige Formen sehen wir häufiger als andere. Dazu zählen zum Beispiel die rheuma-toide Arthritis, an der etwa 0,5 Prozent der Deutschen leiden, oder die reaktive Arthritis, die oft nach Infekten und Erkältungskrankheiten auftritt.

Eine Erkältung kann also Rheuma auslösen?

Mitunter reicht schon ein kleinerer Infekt aus, um das Immunsystem so zu aktivieren, dass es sich gegen den eigenen Körper richtet und Rheuma auslöst. Das muss aber nicht chronisch verlaufen. Gerade die reaktive Arthritis ist mit geringer Medikation gut zu behandeln und meist nur vorübergehend.

Andere Rheumaerkrankungen bleiben also ein Leben lang?

Die Prognose können wir zu Beginn der Behandlung leider nicht immer genau angeben. Viele Rheumaerkrankungen bekommen wir mit Medikamenten gut in den Griff – auch die Nebenwirkungen der modernen Basismedikamente sind heute gering. Cortison und nichtsteroidale Antirheumatika, die auf Dauer vielfältige Nebenwirkungen haben, setzen wir dagegen nur noch in den ersten Wochen der Erkrankung ein, um den akuten Schub zurückzudrängen. Wenn die Krankheitsaktivität dann gering ist und die Patienten keine Beschwerden haben, können sie in Absprache mit dem Rheumatologen die Medikamente langsam auf das erforderliche Niveau absenken – und manchmal gar komplett weglassen. Dafür haben sie meist auch ihr Leben komplett umgestellt.

Wie sieht so eine Umstellung aus?

Wir wissen heute, das Rauchen die körpereigenen Eiweißstoffe verändert und damit die Entstehung von Rheuma begünstigt. Auch Übergewicht, ungesunde Ernährung und Bewegungsmangel sind neben genetischer Vorbelastung Risikofaktoren. Patienten, die zusätzlich zur Behandlung ihres Rheumas das Rauchen aufgeben und auf mediterrane Ernährung und Sport setzen, können oft sehr gute Erfolge erzielen.

Klappt das immer?

Die Lebensumstellung verbessert in jedem Fall den Verlauf der Erkrankung – genauso wie der frühzeitige Therapiebeginn. Während der ersten drei Monate erzielen wir auch bei einem chronischen Verlauf die besten Effekte. Wer zu lange wartet, riskiert dagegen, dass Gelenke angegriffen und zerstört werden. Deshalb sollte jeder Patient mit Verdacht auf Rheuma sofort zum Rheumatologen überwiesen werden.

Grafik: Häufigkeit der Krankenhausaufenthalte von Patienten mit rheumatoider Arthritis von 1994 bis 2018
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