Schönheits-OPs

Das A und O ist eine Facharztberatung

Von Nadine Effert · 2022

In der ästhetischen Chirurgie gibt es kaum Grenzen, auch wenn nicht jeder Eingriff sinnvoll erscheint. Bei den minimalinvasiven Eingriffen findet eine Enttabuisierung statt, die vermehrt zu einer Verharmlosung führt. Hingegen der Intimbereich bei Frau und Mann nach wie vor ein gesellschaftliches Tabu ist.

Eine Nadel spritzt einer Frau während eines Schönheitseingriffs etwas unter die Haut.
Auch minimalinvasive Eingriffe wie Faltenunterspritzungen bergen Risiken. Foto: iStock / Oleksandr But

Größere Brüste, flacher Bauch, gerade Nase, weniger Falten – die meisten Deutschen machen heutzutage kein großes Geheimnis um „gemachte“ Optimierungen des eigenen Körpers. Die Schönheitschirurgie boomt weltweit. Deutschland liegt auf Platz vier der Länder mit der höchsten Anzahl an Schönheitsoperationen, die in unserer Gesellschaft weitestgehend akzeptiert werden. Warum sich Frauen und Männer für eine Schönheits-OP entscheiden, hat eine Umfrage der Deutschen Gesellschaft für Ästhetisch-Plastische Chirurgie (DGÄPC) im November 2021 herausgefunden. Das sind die Top-3-Gründe: „Reduzierung meines ästhetischen Makels“ (57,5 %), „Verbesserung des eigenen Selbstwerts“ (37,9 %) und „(wieder) dem eigenen Schönheitsideal entsprechen“ (21,7 %).

Minimalinvasive Eingriffe boomen

Fakt ist: Ästhetisch-Plastische Behandlungen und Eingriffe sind gefragter denn je. Gemäß den aktuellsten Daten der „DGÄPC-Statistik 2020-2021“ gibt es insbesondere auf die nicht- und minimalinvasiven Methoden wie Faltenunterspritzungen sowie Botulinum- und Laserbehandlungen einen regelrechten Run: 73,5 Prozent der zwischen Juli 2020 und Juni 2021 angefragten und durchgeführten Behandlungen in Facharztpraxen der DGÄPC waren minimalinvasiv – 2018 waren es 30,8 Prozent. Insbesondere die unter 20-Jährigen werden laut der DGÄPC von Social Media beeinflusst – sei es, weil sie sich selbst mit Selfies und Fotos anderer Personen vergleichen oder weil auch einige Influencer offen über ihre Eingriffe plaudern, als wäre es etwas völlig Normales. Ein Trend, vor dem Fachleute wie Dr. Alexander Hilpert, Präsident der DGÄPC und Facharzt für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie, warnen: „Es handelt sich bei minimalinvasiven Behandlungen nicht um Wellness-Anwendungen, sondern um medizinische Eingriffe mit Risiken.“ 

Tabuzone Intimbereich 

Nicht immer steckt pure Eitelkeit hinter dem Wunsch nach Veränderung, sondern auch ein hoher Leidensdruck. Wenn zum Beispiel nach erfolgter Geburt die inneren Schamlippen (Labien) zu groß geworden sind oder das männliche Selbstwertgefühl und Liebesleben unter einem kleinen Penis leiden. Wenn es um diesen „intimen Bereich“ geht, endet der offene Umgang mit ästhetischen Eingriffen jedoch sozusagen an der Gürtellinie. „Die menschliche Körpermitte spielt nach ästhetischen Gesichtspunkten eine sehr große Rolle. Das Aussehen der weiblichen Vulva kann als genauso unangenehm wahrgenommen werden wie abstehende Ohren. Betroffene, die mit ihrem Intimbereich unzufrieden sind, leiden sehr stark darunter“, erklärt Dr. med. Marwan Nuwayhid in einem Interview gegenüber dem „Top Magazin“. Der Frauenarzt ist der Präsident der Internationalen Gesellschaft für Rekonstruktive und Ästhetische Intimbehandlung (ISRAIT), die mit dem Ziel, einer Stigmatisierung entgegenzuwirken, im Jahr 2018 gegründet worden ist.

Denn eine Stigmatisierung kann genauso wie die eigene Scham dazu führen, dass Betroffene sich erst nach Jahren mit ihrem vermeintlichen Makel in eine fachärztliche Praxis trauen. Dabei gibt es zum Beispiel im Fall der Schamlippen auch medizinische Gründe für eine Verkleinerung, etwa Schmerzen beim Sitzen oder Radfahren. 

Individuelle, fachliche Beratung für Schönheits-OPs

Für Fachleute im Bereich Intimchirurgie sind auch solche Eingriffe kein Tabuthema, sondern Alltag. Wie Dr. Hilpert betont, sei die beste Informationsquelle immer noch das aufklärende Facharztgespräch, insbesondere bei operativen Eingriffen. Dabei geht es auch um das transparente Aufzeigen von Risiken und die Klärung der Frage, ob die Patientin oder der Patient realistische Erwartungen an den Eingriff hat. Kommt am Ende ein ärztliches Go, dann steht einer „Selbstoptimierung“, ob aus ästhetischen oder medizinischen Gründen, nichts im Wege.

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