Generation 50 plus

Raus aus den Startlöchern, rein ins Leben

Von Nadine Effert · 2023

Tanztee, Sanitätshaus, Kaffeefahrten? Damit hat die heutige Generation 50 plus nichts am Hut. Frauen und Männer in den besten Jahren haben noch viel vor – und sind eine kaufkräftige Zielgruppe. Trotz aller Euphorie: Um Themen wie Vorsorge und Gesundheit kommen die „neuen Alten“ dennoch nicht herum.

Zwei ältere Personen haben Spaß am Strand.
Die besten Jahren wollen Menschen glücklich und aktiv erleben. Foto: iStock / Tom Merton

Für viele Menschen beginnt das Leben ab 50 noch mal ganz von vorne: Kinder aus dem Haus, beruflich erfolgreich und gesundheitlich fit. Das Gefühl von Noch-mal-Durchstarten, das wird auch gerne nach außen hin transportiert. Wer in Bilddatenbanken nach Bildern zu einem Suchbegriff wie „Best Ager“ stöbert, begegnet dort dem bärtigen Mann, der in hippen Klamotten auf dem Skateboard durch die Gegend cruist, der Frau, die ihr graues Haar mit Stolz trägt und im Sportdress durch den Wald joggt, oder das glückliche Paar, das gemeinsam die Welt bereist und seine Erlebnisse mit dem Smartphone festhält. Unterm Strich: Die Ü50-Jährigen wollen nicht als Seniorinnen und Senioren wahrgenommen werden, sie fühlen sich jung und vital. Sie sind unternehmungslustig, überwiegend gesund und verfügen über ausreichend Budget für die schönen Dinge des Lebens. 

Noch mal durchstarten

Und auch beruflich hat die Generation 50 plus noch eigenes vor. Laut der aktuellen Arbeitsmarktstudie „Karriere 50 plus“, für welche die Königsteiner Gruppe 2.974 Beschäftigte von 50 bis 65 Jahren befragen ließ, ist für 40,3 Prozent der Teilnehmenden 2023 oder 2024 ein Jobwechsel vorstellbar. Was die eigene Leistungsfähigkeit betrifft, sieht sich der Großteil der wechselbereiten Best Ager bereit für neue Aufgaben und auf dem Zenit der beruflichen Laufbahn. Genau zwei Drittel der Befragten sind überzeugt, heute produktiver (29 Prozent) oder genauso produktiv (37 Prozent) zu sein wie zu der Zeit, als sie zwischen 20 und 29 Jahre alt waren. Auch deswegen sind 88 Prozent an einer beruflichen Weiterbildung interessiert. Und in Zeiten des Personalmangels haben die „älteren“, erfahrenen Leistungsträger der Wirtschaft ohnehin einen gesteigerten Marktwert.

Starke Kaufkraft bei der Generation 50 plus

Nicht nur für den Arbeitsmarkt sind Best Ager interessant. Aufgrund des demografischen Wandels werden ältere Menschen eine immer wichtigere, wenn auch nicht homogene Kundengruppe. Die Anzahl der über 50-Jährigen wächst und wächst: Das Statistische Bundesamt prognostiziert für das Jahr 2030, dass die Hälfte aller Bundesbürger dann über 50 Jahre alt sein wird, aktuell sind es etwa 40 Prozent. Und bis 2035 wird in Deutschland die Zahl der Menschen im Rentenalter (ab 67 Jahren) um etwa vier Millionen auf mindestens 20 Millionen steigen. Insgesamt betrachtet eine allein zahlenmäßig durchaus relevante Bevölkerungsgruppe – auch was die Kaufkraft anbelangt, die im oberen dreistelligen Milliarden-Bereich pro Jahr liegt. Im Vergleich zu jüngeren Menschen legt die Generation 50 plus laut Umfragen mehr Wert auf Qualität und ein optimales Preis-Leistungs-Verhältnis. Einige Dienstleister – insbesondere aus den Bereichen Tourismus, Versicherungen und dem Finanzsektor – haben sich als Erstes auf die veränderte Anspruchslage der „neuen Alten“ eingestellt. 

Zukunftsängste der Best Ager 

Heute schon an morgen denken gehört eher zu den unliebsamen Aufgaben, welche den meisten Menschen Magengrummeln bereiten. Dennoch ist auch vielen klar, wie wichtig Altersvorsorge ist, schließlich möchte man seinen Lebensstandard auch nach Eintritt ins Rentnerdasein halten. Das Thema Altersarmut ist nun mal ein Thema – auch hierzulande. Laut einer aktuellen Umfrage von Engel & Völkers fürchtet sich fast jeder vierte Best Ager vor Altersarmut. Generell sind die finanziellen Sorgen aufgrund steigender Lebenshaltungskosten, Inflation und Krieg in den letzten Jahren immer größer geworden. Die schwerwiegendste Zukunftsangst ist jedoch die vor gesundheitlichen Einschränkungen, schweren Krankheiten und Pflegebedürftigkeit mit jeweils 43 Prozent.
Von Altersarmut gefährdet sind vor allem Leute mit geringerem Einkommen und bei denen eine Versorgungslücke, auch Rentenlücke genannt, besteht. Darunter ist die Differenz zwischen dem individuellen Finanzbedarf im Ruhestand und den Einkünften, die man in dieser Zeit erzielen wird, zu verstehen. Je früher im Leben man einen entsprechenden Kapitalstock aufbaut, desto besser. Fachleute empfehlen die Altersvorsorge mit Anfang 50 erneut auf den Prüfstand zu stellen. Eine professionelle Beratung ist ratsam, und zwar sowohl für die Bestandsaufahme als auch was die Wahl der passenden Altersvorsorge anbelangt.

Jetzt Entscheidungen treffen

Expertise ist auch gefragt, wenn es um das Thema Nachlass geht. Früher oder später wird jeder Mensch zum Erblasser und hinterlässt sein Hab und Gut. Laut einer YouGov-Umfrage aus August 2022 haben 66 Prozent der Deutschen kein Testament. Was viele nicht wissen: Ohne ein Testament tritt die gesetzliche Erbfolge in Kraft. Wer selbst bestimmen möchte, was mit dem eigenen Erbe geschieht, sollte zu Lebzeiten den Letzten Willen in einem rechtsgültigen Testament festhalten. Eine Möglichkeit ist es auch, eine gemeinnützige Organisation zu bedenken. Laut einer GfK-Studie im Auftrag der Initiative „Mein Erbe tut Gutes. Das Prinzip Apfelbaum“ kann sich dies jeder dritte Deutsche ab 50 Jahren vorstellen. Wann der richtige Moment für ein Testament ist, lässt sich nicht genau beziffern. Auch wenn es unangenehm ist, über den Tod zu sprechen, raten Notare, um Erbstreitereien aus dem Weg zu gehen, dazu, den Nachlass rechtzeitig, also genau dann testamentarisch zu regeln, wenn man irgendetwas zu vererben hat. 

Gesund altern

Doch was nützt die beste Altersvorsorge, wenn einem die Gesundheit einen Strich durch die Rechnung macht. Das Gute: Viele körperliche Beschwerden wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Gebrechlichkeit lassen sich durch präventive Maßnahmen hinauszögern oder bestenfalls sogar verhindern. Wer sich beispielsweise gesund und ausgewogen ernährt und viel bewegt, ist auch im höheren Alter in der Lage, Skelett, Muskulatur und innere Organe ausreichend mit Nährstoffen zu versorgen. Fakt ist aber auch, dass das Risiko für bestimmte Krankheiten mit dem Alter zunimmt. Das Wissen um Risikofaktoren, das Umsetzen von Präventionsmaßnahmen und der Gang zur Vorsorge sind daher das A und O, um so lange wie möglich aktiv, fit und gesund – und somit später auch selbstbestimmt – leben zu können. Ebenso wichtig: soziale Kontakte. Sie regen nicht nur das geistige Training an, sondern sorgen dafür, auch im höheren Alter noch rauszukommen und Spaß am Leben zu haben. Also: Raus aus den Startlöchern, rein ins Leben! 

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