60plus

Es ist nie zu spät – für alles

Von Nadine Effert · 2019

Wer an die Lebensjahre 60plus denkt, dem muss nicht bange sein. Im Gegenteil: Diese Phase verspricht sogar ganz neue Perspektiven. Vorausgesetzt, man öffnet sich dem neuen Lebensabschnitt und stellt sich seinen spezifischen Herausforderungen. Das Bewusstsein, dass uns alle nicht nur ein längeres, sondern auch ein längeres gesundes Leben erwartet, wächst.

Älteres Paar, lachend und tanzend am Strand.
60- bis 70-Jährige fühlen sich im Durchschnitt zwölf Jahre jünger. Foto: iStock/Tom Merton

Alt werden wollen alle, aber alt sein? Nein, danke! Schließlich kommen den meisten Menschen schnell Begriffe wie Krankheit, Demenz, Altersheim, Einsamkeit in den Sinn. Wer möchte sich damit schon identifizieren. Geht es also darum, einen neuen Begriff für das Wort „alt“ zu erfinden? Ist damit das Gefühl von alt sein bei keinem von uns zu keinem Zeitpunkt mehr vorhanden? Wohl kaum. Bevor das Wort eine positive Renaissance erlebt, bedient man sich in der Zwischenzeit lieber neuen Beschreibungen für die älteren Generationen: „Best Ager“ oder „Generation Gold“. Das entspricht mehr ihrem Lebensgefühl, noch lange nicht zum alten Eisen zu gehören, auf das biologische Alter zu pfeifen. Und in der Tat: Die 60- bis 70-Jährigen fühlen sich heutzutage im Durchschnitt zwölf Jahre jünger, so ein Ergebnis der Studie „Digital Aging: Unterwegs in eine alterslose Gesellschaft“ des Gottlieb Daimler Instituts (GDI). 

Tschüss, biologisches Alter 

Statt mit Eintritt in den Ruhestand die Füße hochzulegen, will die Generation 60plus noch etwas erleben. Die Medien liefern dafür Beweise: So wurde vor Kurzem in der lokalen Presse von der 80-jährigen Gudrun Meyer-Böhm berichtet, die den Annapurna-Trail in Nepal gelaufen ist. Auf die Frage ihres Arztes, ob sie dafür nicht ein bisschen zu alt sei, entgegnete die rüstige Wiesbadnerin: „Besser ich sterbe am Annapurna als irgendwo vergessen in einem Altersheim.“  Oder die US-Amerikanerin Rosse Torphy, die zu Beginn dieses Jahres ihr Zertifikat zum Junior Ranger im Grand Canion National Park stolz in die Kamera hielt – mit 103 Jahren. „Ich freue mich zu schützen, was meine Großenkel eines Tages besuchen werden“, so ihre simpel klingende Erklärung. Es ist nie zu spät für einen Neuanfang, Träume wahrwerden zu lassen, glücklich zu sein. Dahinter steckt auch der Wunsch, nach einem möglichst langen selbstbestimmten Leben.

60plus: Neue Bedürfnisse, neue Angebote 

Der neue Spirit der 60plus Generation freut auch die Wirtschaft, die längst die Best Ager als neue zahlungskräftige Zielgruppe erkannt hat. Sei es die Schönheitsindustrie, die ihrer Kundschaft verspricht, die äußere Hülle optisch der inneren Einstellung anpassen zu können. Reiseveranstalter, die Senioren-Aktiv-Urlaub in Thailand anbieten statt Butterfahrten auf dem Rhein. Oder Anbieter von digitalen Innovationen, die speziell auf
die Bedürfnisse dieser Generation ausgerichtet sind. So nutzen zunehmend mehr Menschen über 65 Jahre digitale Neuerungen, um länger selbstbestimmt leben und aktiv am Leben teilhaben zu können, belegt eine Studie der Bertelsmann Stiftung. Und der Renteneintritt der geburtenstarken Jahrgänge kommt erst noch. 

Laut einer Befragung des Marktforschungsinstituts Innofact unter 50- bis 70-Jährigen planten die Best Ager im vergangenen Jahr Ausgaben in Höhe von 248 Milliarden Euro zu tätigen – primär im Bereich Finanzanlagen und -produkte, insbesondere in Aktien, Immobilien zur Eigennutzung oder risikoreiche Investitionen. Danach folgen Investitionen für die Anschaffung eines Autos und das Reisen. Die Zahlen sprechen dafür, dass immer mehr Menschen das Bewusstsein für das Thema „Altersvorsorge“ entwickeln. Nicht umsonst empfehlen Experten, diese mit Anfang 50 erneut auf den Prüfstand zu stellen. Denn es bleibt schließlich noch genügend Zeit, etwaige Vorsorgelücken zu schließen. 

Gesundheit: sich nichts schönreden

„Ich habe mein Leben lang nicht Sport gemacht, jetzt brauche ich damit auch nicht mehr anfangen“. „Mit Anfang 60 lohnt sich das Aufhören mit dem Rauchen sowieso nicht mehr“. „Ich habe einfach keine Zeit, auf eine gesunde Ernährung zu achten“. Wer kennt sie nicht, diese Art von Ausreden – von sich selbst oder aus dem Umfeld. Die bittere Wahrheit: Mediziner sind sich einig, dass es nie zu spät ist, auf einen gesunden Lebensstil umzustellen. Beispiele Rauchen und Bewegung: Nach dem letzten Zug am Glimmstängel wird der Körper schon nach wenigen Stunden besser mit Sauerstoff versorgt. Jahre später sinkt sogar etwa das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Dass Sport jünger macht, und zwar motorisch gesehen um ganze zehn Jahre, zeigt die Langzeit-Studie „Gesundheit zum Mitmachen“ des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT). Über einen Zeitraum von 25 Jahren wurden die Studienteilnehmer in regelmäßigen Abständen auf ihre Fitness, den allgemeinen Gesundheitszustand sowie ihr seelisches Wohlbefinden gecheckt. Weitere Resultate: Mit fortschreitendem Alter nähmen zwar die Zipperlein zu, allerdings seien die Gesundheitssportler davon deutlich seltener betroffen als die Bewegungsmuffel. Wer weniger als zweieinhalb Stunden pro Woche sportlich aktiv ist, erkranke zudem beispielsweise viermal so häufig an Diabetes.

Fazit: Mit Blick auf die 60plus ist es nie zu spät – und zwar im Prinzip für alles.

Wussten Sie schon, dass …

… die genetische Ausrichtung des Menschen auf ein Lebensalter von bis zu 120 Jahre ausgerichtet ist?

… das Durchschnittsalter der Deutschen bei circa 45 Jahren liegt?

… bis 2060 jeder dritte Deutsche 65 Jahre und älter sein wird?

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