Zigarette vs. Vape

Lieber dampfen als qualmen?

Von Nela Heidner · 2024

Weg vom Rauchen hin zum Dampfen oder Erhitzen: Das war die Bilanz des 11. E-Cigarette Summit im Londoner Royal College of Physicians, wo sich Forschende sowie Vertretende britischer Regulierungsbehörden und Wissenschaftler aus der Tabakindustrie im November 2023 trafen. Aber ist Vaping wirklich auf Dauer weniger schädlich?

Zigaretten mit Bausteinen, auf denen Stop steht
Ein Rauchstopp lohnt sich in jedem Alter. Foto: iStock / AndreyPopov

Viele Deutsche der Generation der „Best Ager” 50plus greifen regelmäßig zur Zigarette. Frauen zwischen 50 bis 55 Jahren haben mit über 20 Prozent die höchste Raucherquote im Altersvergleich, bei den Männern qualmen laut Statischem Bundesamt 28 Prozent in dieser Altersgruppe. Das verwundert nicht, denn Zigaretten gehörten noch in den Achtzigern fast zum guten Ton. Gepafft wurde in Restaurants, Büros, Diskotheken – und nach ein paar Minuten merkte selbst mancher Nichtraucher kaum noch, wie verqualmt die Bude war, so sehr hatte man sich daran gewöhnt. Die Entwöhnung hingegen fällt den meisten Betroffenen schwer – und das, obwohl Rauchen die Gesundheit schädigt. Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und andere chronische Krankheitsbilder sind mögliche langfristige Folgen des Qualmens. Ein Rauchstopp kann sich auf die Gesundheit und auf die Lebensqualität positiv auswirken. Bereits eine Woche nach dem Rauchstopp sinkt der Blutdruck. Zwei Jahre danach hat ein Ex-Raucher fast das gleiche Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie jemand, der nie geraucht hat.

Also lieber dampfen als rauchen? Im Vergleich zu Tabakzigaretten sind E-Zigaretten sehr wahrscheinlich deutlich weniger gesundheitlichschädlich, urteilt auch das Deutsche Krebsforschungszentrum. Studien ergaben, dass bei Dampfern Atemwegserkrankungen wie beispielsweise COPD seltener auftreten als bei Rauchern.

Alternative zur Zigarette

2019 wurde in Deutschland mit E-Zigaretten bereits ein Umsatz von 500 Millionen Euro erzielt. Im gleichen Jahr kam der Rückschlag: Juul hieß der Dampfer, den zwei Studenten aus dem Silicon Valley auf den Markt brachten – als „Vorbeugung gegen das Rauchen”, werbewirksam für die jüngere Zielgruppe, mit Influencern über soziale Medien. Nicht lange danach berichtete die Presse in den USA erstmals von gesundheitlichen Schäden, Sammelklagen folgten. Dass das Start-up buchstäblich verbrannte, war eine Lehre für die globale Tabakindustrie. Heute geht es offiziell um Schadensreduzierung.

„Wir wissen, welchen Schaden eine normale Zigarette Rauchenden zufügt”, so Mark Forster, Scientific Services Manager bei BAT, bei einem Gespräch auf dem E-Cigarette Summit. „Daher haben wir ein Produkt entwickelt, das sich durch die von BAT durchgeführten wissenschaftlichen Untersuchungen als im Vergleich zur Zigarette risikoreduzierte Alternative erwiesen hat.” Forster sagt, er sei sich bewusst, dass gegenüber der Tabakindustrie großes Misstrauen herrsche. Das BAT- Gegenmittel? Hieb- und stichfeste Studien, die beweisen sollen, dass die neuen Produkte weniger schädlich sind als Tabakrauch.

Zigarette vs. Vape: Langzeitstudien gefragt

Das Problem: Echte Langzeitstudien sind noch nicht vorhanden – auch weil die Produkte vergleichsweise kurz auf dem Markt sind. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) und die Flavor and Extract Manufacturers Association (FEMA) weisen darauf hin, dass Aromen (in E-Zigaretten) bisher nur für Lebensmittel bewertet wurden. Die chemische Reaktivität der in elektronischen Zigaretten verwendeten Aromastoffe sei demnach noch nicht eingehend untersucht. Auch das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) betonte im vergangenen Jahr, dass sich gesundheitliche Risiken für Dampfer unter anderem aus dem Nikotin und den Wirk- und Zusatzstoffen ergeben können. BfR-Präsident Professor Dr. Dr. Andreas Hensel: „Am BfR wurden geeignete Lungenmodelle entwickelt, um daran Aromastoffe in E-Liquids zu untersuchen. Vorläufige Ergebnisse zeigen, dass diese nicht so harmlos sind und manche sogar ein krank machendes Potenzial aufzeigen.“

Ziel: Schaden limitieren

Dass auch Vaping schädlich sein kann, wird von der Tabakindustrie nicht bestritten. Das Marketing ist, so heißt es, auf Zigarettenrauchende ausgerichtet, die eine risikoreduzierte Alternative suchen, denn erwiesen sei, auch durch unabhängige Studien, dass die Produkte der neuen Generation zumindest weniger schädlich sind als Zigaretten. Dr. Thomas Nahde, Wissenschaftler beim Reemtsma-Mutterkonzern Imperial Brands PLC, ist überzeugt vom Dampfen. Auf dem Summit in London erzählt er von seiner Mutter, einer jahrzehntelangen Raucherin. Schon als Kind versuchte er, sie davon abzubringen. Als er bei der Tabakindustrie forschte, brachte er sie zum Vaping. Ein halbes Jahr griff sie immer noch ab und zu zur Zigarette, bis sie das Rauchen als unangenehm empfand und ganz zum Dampfen wechselte. Ein Paradebeispiel für die Zielgruppe, welche die Tabakindustrie mit ihren neuen Produkten anvisiert.

Alle Jahre wieder

Mehr Sport machen, das Rauchen aufgeben, gesünder essen – alle Jahre kommen sie wieder: die guten Vorsätze. Und alle Jahre sind sie spätestens Ende Januar wieder Geschichte. „Nach nur vier Wochen haben rund 70 Prozent ihre Vorhaben bereits vergessen“, weiß Anja Achtziger, Professorin für Motivationspsychologie an der Zeppelin Universität in Friedrichshafen. „Viele Menschen ziehen Neujahrsvorsätze gar nicht ernsthaft in Betracht. Dass sie sich trotzdem etwas vornehmen, liegt daran, dass es zum Volkssport geworden ist, es gehört eben zum Jahresende dazu.“ Oft fehle der innere Druck, die Selbstverpflichtung, den Vorsatz auch wirklich in die Tat umzusetzen. Dabei können Neujahrsvorsätze durchaus motivieren, wohnt dem Januar doch der Zauber eines neuen Anfangs inne. Wichtig sei dabei, nicht wahllos Vorsätze zu fassen, sondern sich aktiv und intensiv mit den Zielen, die man erreichen will, auseinanderzusetzen und zu ergründen, ob die Ziele im Moment tatsächlich persönliche Relevanz haben. Dann gilt es, zum Erreichen des Ziels einen konkreten Plan zu entwerfen und ihn in kleine, umsetzbare Schritte zu unterteilen. So wird zum Beispiel aus dem abstrakten Vorsatz „Ich möchte mehr Sport treiben“ das viel konkretere: „Wenn ich donnerstags von der Arbeit nach Hause komme, gehe ich für 30 Minuten joggen.“ Zudem gilt: nicht zu viel vornehmen. Aus einem Sportmuffel wird nicht sofort ein Marathonläufer. Achtziger empfiehlt deshalb, sich nicht zu unrealistische Ziele zu setzen, sondern sich langsam zu steigern.

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