Volkskrankheit Rücken

Visuell dem Schmerz auf der Spur

Von Tobias Lemser · 2020

Bei Rückenschmerzen die exakte Diagnose zu stellen, geschweige denn, die optimale Therapie zu finden, ist nicht immer leicht. Anders als alle bisherigen Methoden ist der Ansatz eines deutschen Forscherteams, das chronische Rückenbeschwerden durch genaues Hinschauen der Betroffenen bekämpfen will.

Frau sitzt aufrecht auf dem Bett und hat Schmerzen im unteren Rücken.
Frauen leiden häufiger unter Rückenschmerzen als Männer. Foto: iStock / grinvalds

Es ist die Volkskrankheit Nummer eins in Deutschland und der häufigste Grund für Fehlzeiten im Job: Rückenschmerzen. Laut einer im Januar veröffentlichten Studie der Krankenkasse DAK fielen 21,2 Prozent der Diagnosen bei Krankschreibungen im vergangenen Jahr auf Rückenleiden – ein Zuwachs um 0,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Studie stützt sich auf die Zahlen von rund 2,4 Millionen erwerbstätigen Versicherten.

Rückenschmerzen – den Patienten im Fokus

Die gute Nachricht: In den meisten Fällen steckt nichts Schlimmes dahinter. Um Rückenschmerzen jedoch richtig behandeln zu können, braucht es eine klinische Untersuchung. Zwar kann ein MRT eine zusätzliche Diagnosehilfe bedeuten, allerdings sollten – trotz neuester und bestmöglicher Aufnahmen – bildgebende Verfahren nicht allein den Ausschlag darüber geben, wie die Therapie letztlich aussieht. Gerade bei jüngeren Patienten sieht man häufig bereits Veränderungen an der Wirbelsäule, obwohl bis dato noch keine Schmerzen aufgetreten sind. Umgekehrt gibt es jedoch auch Patienten, die große Beschwerden haben, ohne Auffälligkeiten im MRT zu haben. Heißt also: Anstatt anhand von Bildern zu operieren, sollten in jedem Fall die Bedürfnisse des Patienten im Mittelpunkt stehen. 

Schmerzbehandlung über die Augen

Einen ganz neuen Weg, Rückenschmerzen zu bekämpfen, gingen Forscher der Ruhr-Universität Bochum. Ziel des Teams um Prof. Martin Diers war herauszufinden, inwieweit sich der Schmerz verändert, wenn Betroffene ihren eigenen Rücken über eine Videokamera genau betrachten – mit verblüffenden Resultaten. Denn das alleinige einminütige Anschauen des eigenen Kreuzes per Echtzeitvideo sorgte dafür, dass die Schmerzintensität bei den Betroffenen mit chronischem Rückenschmerz gesenkt wurde. Anders, wenn sie das Video eines anderen Patienten anschauten: In diesem Fall war keine Änderung festzustellen. 

Was dahintersteckt? Dier und sein Team begründen diese Erkenntnisse mit der Funktionsweise der Reizverarbeitung. In Verbindung mit den visuellen Informationen nimmt der Mensch die Reize viel höher aufgelöst wahr, als wenn diese zusätzliche Quelle fehlt. Dies könnte künftig nicht nur dabei helfen, die Schmerzquelle einzugrenzen, sondern die Behandlung chronischer Schmerzen generell zu verbessern.

Quellen:
www.physio-deutschland.de
www.rheuma-liga.de
www.dwg.org

Wussten Sie schon, dass …

... der Anteil an Frauen, der unter Rückenschmerzen leidet, höher ist als bei den Männern? Das gilt durch alle Altersgruppen hinweg und vor allem für chronische Rückenschmerzen. 

... die Anatomie der Frau mit ein Grund dafür ist? Frauen besitzen im Vergleich zu Männern eine viel längere Lendenregion und einen viel längeren Bauchraum. Das bedeutet für die Lendenwirbelsäule eine zusätzliche Belastung.

 ... Frauen öfters ein Hohlkreuz haben? Ist das Becken vorgekippt, etwa aufgrund von zu häufigem Tragen von Schuhen mit hohen Absätzen oder einer schlechten Körperhaltung, kann es zu Beschwerden im Rücken kommen.

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