Rücken

Wenn Wirbel in die Jahre kommen

Von Sandra Sehringer · 2023

Wenn Wirbel in die Jahre kommen
Bandscheiben liegen zwischen den einzelnen Wirbelkörpern. Foto: iStock / Oleh Veres

Fast alle Erwachsenen haben Abnutzungserscheinungen an der Wirbelsäule – sei es durch ihr Alter oder durch eine hohe Belastung. Häufig zeigen sich lange keine Beschwerden, und sie spüren nichts davon. Doch es kann auch zu schmerzhaften Verschleißerkrankungen kommen.

Unsere Wirbelsäule ist ein besonders wichtiger Teil unseres Skeletts. Sie ermöglicht uns, aufrecht zu stehen und zu gehen, und trägt die größte Last. Damit sie zuverlässig als Stütze funktionieren kann, arbeiten 24 Knochen, die zwischen dem Schädel und dem Becken wie eine Säule miteinander verbunden sind, eng mit Rückenmuskeln und Bändern zusammen. Zwischen den einzelnen Wirbeln liegen die sogenannten Bandscheiben und fungieren als stoßdämpfende, flexible Kissen. Im Inneren bilden die Wirbel einen Kanal, in dem das Rückenmark verläuft. Mit dem Alter oder aber auch bei einer starken oder einseitigen Belastung können sowohl die Wirbel als auch die knorpeligen Bandscheiben verschleißen. Dann nimmt der Wassergehalt der Stoßdämpfer ab, sie verlieren an Elastizität und Höhe. Auch eine schlechte Nährstoffversorgung trägt zum schnelleren Verschleiß bei. Die Folgen: Unsere Bandscheiben können uns weniger gut stützen sowie Stöße abfangen. Möglicherweise entstehen sogar Risse in den äußeren Knorpelfasern.

RückeN: Problemfall Bandscheibe

Wenn Bandscheiben weniger elastisch sind, kann sich Bandscheibengewebe zwischen den Wirbeln hervorwölben. Kommt es zu kleinen Rissen in den äußeren Knorpelfasern, tritt möglicherweise sogar Gewebe aus dem inneren Bandscheibenkern heraus und ragt in den Wirbelkanal hinein. Man spricht in beiden Fällen von einem Bandscheibenvorfall. Wenn Bandscheibengewebe das umliegende Bindegewebe reizt oder auf einen Nerv im Bereich des Rückenmarks drückt, kommt es mitunter zu starken Schmerzen. Auch Taubheitsgefühle, ein Kribbeln oder sogar Lähmungserscheinungen in Armen oder Beinen sind mögliche Symptome. Etwa 180.000 Menschen ziehen sich in Deutschland pro Jahr einen Bandscheibenvorfall zu. Am häufigsten ist dabei die Lendenwirbelsäule am unteren Rücken betroffen, da die Wirbelsäule dort das größte Gewicht tragen muss. Durch Übergewicht, das Heben von zusätzlichen Gewichten oder eine falsche Haltung nimmt die Belastung sogar noch deutlich zu. Auch an der Halswirbelsäule kommt es immer wieder zu Bandscheibenvorfällen, seltener an der Brustwirbelsäule.

Bandscheibenvorfälle behandeln

Bei etwa 90 von 100 Menschen lassen Beschwerden aufgrund eines Bandscheibenvorfalls innerhalb von sechs Wochen von selbst nach. Bis dahin können beispielsweise Massagen, Wärme- und Kälteanwendungen, eine Ultraschalltherapie oder Akupunktur die Beschwerden lindern. Je nach Schweregrad kommen zur Behandlung auch eine elektrische Nervenstimulation oder Schmerzmittel infrage. In der Regel empfiehlt es sich, den Rücken nicht übermäßig zu schonen, sondern möglichst aktiv zu bleiben. In seltenen Fällen beeinträchtigt vorgefallenes Gewebe die Nerven so stark, dass beispielsweise Blase oder Darm nicht mehr richtig funktionieren. Dann kann es nötig sein, dass das Bandscheibenmaterial operativ entfernt werden muss. Aktuelle Studien zeigen jedoch, dass eine Operation nur bei circa 2,4 Prozent aller Fälle notwendig ist. Die Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin rät daher dazu, sich nach einer OP-Empfehlung unbedingt eine zweite Expertenmeinung einzuholen. Im sogenannten Zweitmeinungsverfahren rieten Fachärztinnen und -ärzte demnach in fast 98 Prozent der Fälle von einem chirurgischen Eingriff an der Wirbelsäule ab.

Quellen:
Science Translational Medicine: Acute inflammatory response via neutrophil activation protects against the development of chronic pain

Pharmazeutische Zeitung: Schmerzmittel könnten Rückenschmerz verlängern
AGR: Einfache Rückenübungen für den Alltag

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