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Corona Langzeitfolgen Behandlung

„Bei Long COVID hilft nur ein interdisziplinärer Therapieansatz“

Von COVIVID Management GmbH · 2024

Rund 2,3 Millionen Menschen leiden unter Long COVID. Doch wie könnte sich die Versorgungslage spürbar verbessen, und welche Therapien können helfen? Ulrike Leimer-Lipke, Hausärztin in Berlin und Betreiberin einer Long-COVID-Schwerpunktpraxis, und Dr. med. Per Otto Schüller, Facharzt für Kardiologie und Pulmologie und Chefarzt der MEDIAN Klinik Flechtingen, haben Antworten. Herr Dr. Schüller, an Ihrer Klinik haben Sie einen Schwerpunkt für an Long COVID erkrankte Menschen. Wie geht es der Lunge nach Ende der COVID-19-Pandemie?

Tatsächlich sehen wir, dass sich die Lunge zumeist in etwa vier Monaten nach COVID-19 erholt. Bei Patientinnen und Patienten, die wir in die Reha aufnehmen, zeigen sich erhebliche Probleme mit dem muskulären Atmungsapparat. Häufig erschlafft das Zwerchfell als größter Atemmuskel schon während der akuten Infektion so deutlich, dass die Lunge nicht mehr gut bewegt wird. Die Atmung wird flacher, sodass selbst kleine Anstrengungen zur Herkulesaufgabe werden. Viele weitere Symptome wie Schwindel, Einschränkungen des Denkens genauso wie die schnellere Ermüdung des gesamten Muskelapparats und Kopfschmerzen sind häufig die Folge.

Warum bleibt die muskelbedingte Atemstörung so häufig unerkannt?

Die Erschlaffung des Zwerchfells wurde erst in den vergangenen drei Jahren intensiv erforscht. Hierzu hat die RWTH Aachen eine maßgebliche Studie veröffentlicht, die Klarheit in diese Erkrankung bringen konnte. Viele der genannten Symptome wurden damit auch nicht in Verbindung gebracht und sind in der üblichen Lungenfunktionstestung nicht zu erkennen.

Welche Therapien stehen für diese Problematik zur Verfügung?

Man kann die Erschlaffung des Zwerchfells nicht alleinstehend behandeln. Es ist zwar ein zentrales, aber eben nur eines von über 200 anerkannten Symptomen dieser hochkomplexen Erkrankung. So muss immer ein individuelles Behandlungskonzept für jede einzelne betroffene Person erarbeitet werden und auf weitere Entzündungen, Autoimmunstörungen und den gesamten, häufig sehr geschwächten Allgemeinzustand geachtet werden. Mittlerweile gibt es gute Therapieprogramme, die hier gut helfen können.

Die notwendigen Behandlungen gehen also über Ihr Fachgebiet hinaus?

Ja, die Patienten benötigen Behandlungen sowohl im Bereich der Pulmologie, der Kardiologie als auch in weiteren Fachgebieten wie der Stoffwechselmedizin, Orthopädie und Neurologie sowie psychologische Unterstützung. Deshalb ist es sehr sinnvoll, dass Ärzte sich in interdisziplinären Behandlungsnetzwerken zusammenfinden und Betroffene fachübergreifend betreuen. Genau dies fordert übrigens der gemeinsame Bundesausschuss in seinem letztjährigen Beschluss – wichtig dabei, ambulante und klinische Therapie immer fester zu verknüpfen.

Im COVIVID-Ärztenetzwerk bündeln wir unser Wissen.

Frau Leimer-Lipke, Sie sind Initiatorin und Gründungsmitglied des interdisziplinären Ärztenetzwerks COVIVID mit Spezialisierung auf postvirale Entzündungssyndrome wie Post-COVID und Post-Vac. Wie sehen Sie die derzeitige Versorgungslage?

Sie ist für die Patienten leider nach wie vor kritisch. Vor allem im ländlichen Raum fehlt es an spezialisierten Kolleginnen und Kollegen. Es gibt viel zu viele Menschen, die über Monate und Jahre unerkannt und unversorgt sind. Deren psychische Belastung ist immens.

Haben Sie deshalb das COVIVID-Ärztenetzwerk gegründet?

Ja, so ist es. Wir wollten unser Wissen bündeln, um die Betroffenen besser versorgen zu können. Ganz wichtig ist für uns, auch Menschen betreuen zu können, die nicht in den Hotspots leben. Wir begrüßen deshalb den Beschluss des gemeinsamen Bundesausschusses ausdrücklich.

Wie setzt sich Ihr Netzwerk zusammen?

Wir sind 21 Ärzte aus zwölf Fachbereichen, die aktuell in elf Praxen tätig sind – in Berlin, Brandenburg, Niedersachsen, Hamburg, Nordrhein-Westfalen, Mecklenburg-Vorpommern und Bayern. Vier weitere Praxen werden in Kürze hinzukommen. Wir kooperieren intensiv mit der Medizinischen Hochschule Brandenburg, insbesondere mit der Neuropädiatrie und Ernährungsmedizin, ebenso mit den MEDIAN Kliniken im Bereich Reha-Medizin und sind im wissenschaftlichen Austausch mit der RWTH Aachen und der Charité.

Dr. Schüller, sehen Sie ambulante interdisziplinäre Ärztenetzwerke aus klinischer Sicht ebenfalls als notwendig an?

Absolut, besonders wichtig sind die wöchentlichen interdisziplinären Fallkonferenzen, wie sie im COVIVID-Programm festgelegt sind. Patienten werden so fachübergreifend betreut, ohne dass sie wie bisher eine Odyssee über viele verschiedene Anlaufstellen, die nicht koordiniert waren, erledigen müssen. Die Patienten können Kräfte sparen und das Gesundheitswesen Zeit und Geld.


Mit einem Kollegen haben Sie eine Studie zur intermittierenden Höhentherapie veröffentlicht. Was ist die IHHT-Therapie?

Hierbei wird dem Patienten etwa 40 Minuten lang über eine Atemmaske im Wechsel Luft mit wenig Sauerstoff und Luft mit viel Sauerstoff zugeführt. Die IHHT-Therapie zeigt positive Effekte auf die Mitochondrien, die Durchblutung des Herzmuskels und der Gefäße, genauso wie eine antientzündliche Wirkung.

Vor allem im ländlichen Raum fehlt es an spezialisierten Kollegen.

Frau Leimer-Lipke, woraus besteht Ihr eigens entwickeltes multimodales Therapieprogramm?

Neben der umfänglichen Labordiagnostik des Blutes untersuchen wir das Mikrobiom, da dort sehr viele Immunprozesse gesteuert werden. In der Therapie werden vier Säulen und zwölf Therapiemodule miteinander vereint: die Stoffwechseltherapie, um Entzündungen zu reduzieren, die Therapie zum Wiederaufbau der Atemmuskulatur sowie die Therapie der Mitochondrien und das Training der gesamten Muskulatur. In 15 bis 20 Therapiezyklen sehen wir Schritt für Schritt, wie es ihnen besser geht.

Abschließend ein Blick in die Zukunft: Werden wir mit COVID leben müssen?

Vor allem sehen wir einen Anstieg von Autoimmunphänomenen und Infekten, die schwerer verlaufen als vor der Pandemie. Deshalb ist Achtsamkeit geboten.

Was denken Sie, Dr. Schüller?

Wir erwarten, dass es mehr postvirale Syndrome, welcher Art auch immer, geben wird. SARS-CoV2 verändert sich stetig und wird sich sicherlich nicht zurückziehen, aber sich irgendwo im Spektrum der Viren einreihen. Dennoch ist es immer wieder eine Überraschung, in welchem Kleid es sich als Nächstes zeigt.

Kontakt

COVIVID Management GmbH, Phillip Schlag
Maximiliankorso 64
13465 Berlin
Web: https://www.covivid.de

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