Arten von Schmerzen

Wege aus der Schmerzfalle

Von Tobias Lemser · 2023

Rund 17 Prozent aller Deutschen leiden unter langanhaltenden chronischen Schmerzen. Aus keinem anderen Grund gehen sie häufiger zum Arzt. Doch was können Leidgeplagte tun, um dem Dauerschmerz zu entkommen? Was hilft präventiv, und worauf sollten sie bei Rückenschmerzen gemäß einer aktuellen Studie besser verzichten?

Schmerzen gehören bei vielen Menschen zum Alltag. Bild: iStock / Rabizo

Wir schneiden uns mit dem Messer, verbrennen uns am Herd, stoßen uns am Türpfosten, haben Muskelkater sowie Kopf- oder Bauchschmerzen. Auch wenn es wehtut: Schmerzen gehören zum Leben dazu. Sie weisen uns auf mögliche Krankheiten oder Verletzungen hin und erfüllen somit eine sinnvolle Funktion des Körpers. Laut Weltschmerzorganisation ist Schmerz ein unangenehmes Sinnes- und Gefühlserlebnis, das mit einer tatsächlichen oder drohenden Gewebeschädigung verknüpft ist. Wie Daten des Statista Global Consumer Surveys zeigen, sind Schmerzen das größte Gesundheitsproblem. 65 Prozent der hierfür Befragten gaben im vergangenen Jahr an, in den letzten zwölf Monaten unter Rücken-, Kopf- oder anderen Schmerzen gelitten zu haben.

Schmerzen ohne Grund

Grundsätzlich können Schmerzen als brennend, stechend, bohrend oder reißend empfunden werden. Zumeist halten sie jedoch nicht lange an und verschwinden von allein. Manche Menschen leiden jedoch unter Schmerzen, die von Dauer sind und sich chronifiziert haben, also länger als drei Monate andauern. Was häufig folgt, sind zusätzlich körperliche Einschränkungen im Alltag, wie depressive Stimmung, angstvolle Gedanken oder Schlafstörungen.

Oft gelten die Betroffenen sogar als behandlungsresistent, sodass man ihnen nicht mit einfachen Schmerzmitteln helfen kann – gerade wenn sich bereits ein sogenanntes Schmerzgedächtnis im Nervensystem gebildet hat. Das bedeutet: Die Nervenzellen prägen sich den Schmerzreiz ein und lösen ihn auch aus, wenn gar kein Grund mehr dafür besteht. Eine Behandlung ist dann schwierig, weswegen Ärztinnen und Ärzte stets zu einer schnellen fachmännischen Abklärung raten.

Rückenschmerzen: Wann zum Arzt?

Die häufigste Schmerzform und gleichzeitig hierzulande Volkskrankheit Nummer eins sind Rückenschmerzen. Mehr als 60 Prozent der Deutschen hatten laut jüngster Zahlen des Robert Koch-Instituts akute Rückenschmerzen, mehr als 15 Prozent sogar chronische. Sind die Beschwerden auf muskuläre Verspannungen zurückzuführen, hilft in vielen Fällen Wärme, etwa mittels Wärmekissen oder Wärmflaschen.

Ärztlicher Rat ist vor allem dann gefragt, wenn die Rückenschmerzen ungewöhnlich heftig sind, nicht nachlassen oder sich sogar verschlimmern – erst recht, und zwar dringend, wenn zusätzlich Lähmungserscheinungen in den Beinen auftreten. Welche Therapie am besten hilft, ist immer individuell abzuklären. Nicht selten werden zunächst entzündungs- und schmerzhemmende Medikamente verabreicht, um dann physiotherapeutisch und muskelstärkend arbeiten zu können.

Grafik Anteil der Deutschen, die im Jahre 2022 bestimmte Krankheitssymptome hatten

Studie über Wirkung von Opioiden

Zwickt der Rücken weiterhin, werden nicht selten Opioide verschrieben. Das Problem nur: Immer häufiger bestehen Zweifel – wie neue, im Juni im Fachjournal „The Lancet“ veröffentlichte Studiendaten aus Australien bestätigen –, dass diese Schmerzmittel wirklich Rückenschmerzen beseitigen. Deshalb bekamen 347 Patienten mit Rücken- oder Nackenschmerzen sechs Wochen lang zwischen den Jahren 2016 und 2021 entweder ein Placebo oder Opioid verordnet. Ergebnis: Tatsächlich gab es nach der Therapie keinen signifikanten Unterschied im Schmerzscore zwischen der Opioid- und Placebogruppe. Anstatt zu opioiden Schmerzmitteln zu greifen, sollten den Studienmachern zufolge die Behandler besser zu patientenorientierten Ansätzen sowie zu täglicher Bewegung und einfachen Schmerzmitteln raten.

Migräne: Ist Ernährung ursächlich?

Noch besser, wer prophylaktisch handelt und das Risiko für Rückenschmerzen so gering wie möglich hält – ähnlich bei Migräne, unter deren Attacken täglich etwa 350.000 Menschen in Deutschland leiden. Wichtig ist es bei dieser speziellen Form des Kopfschmerzes, bestimmte Trigger zu meiden. Ein Beispiel dafür ist die Ernährung, wie Dr. med. Astrid Gendolla, Fachärztin für Neurologie, Spezielle Schmerztherapie und Psychotherapie, aus Erfahrung ihrer Patientinnen und Patienten weiß: „Ernährung kann nicht nur ein Trigger für Migräne sein, sondern auch Stress verursachen – ein weiterer Trigger für Migräne. Dieser Teufelskreis entsteht dadurch, dass Menschen mit Migräne vielfach empfohlen wird, ganz pauschal auf bestimmte Lebensmittel oder sogar auf Nährstoffe wie Kohlenhydrate zu verzichten.“ Da man heute weiß, dass die Reaktion unseres Stoffwechsels auf ein Lebensmittel in den meisten Fällen entscheidender ist als das Lebensmittel selbst, betont die Migräne-Expertin: „Eine individuelle Ernährung, die anhand gewohnter Mahlzeiten und Getränke ermittelt wird, kann Betroffenen viel Stress nehmen und ihnen wieder Genuss möglich machen.“

Grundsätzlich gilt: Trotz immer besserer Kenntnisse und Therapien ist und bleiben chronische Schmerzen für Betroffene und Behandelnde äußerst herausfordernd, vor allem weil oft die vollständige Linderung ausbleibt. Laut der Deutschen Schmerzgesellschaft sollte das gemeinsame Ziel am Ende eines gemeinsamen Weges liegen: mit dem Schmerz lebenswert leben und nicht gegen ihn.

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