Starke Kopfschmerzen

Mehr als nur ein Kopfschmerz

Von Mark Krüger · 2024

Am sozialen Leben teilnehmen? Arbeiten gehen? Für Menschen, die eine Migräne-Attacke erleiden, so gut wie unmöglich. In Deutschland leben rund 18 Millionen Menschen mit Mi­gräne. Das Gute: Es gibt wirksame Therapien – bei schweren Formen der neurologischen, nicht heilbaren Erkrankung auch als Prophylaxe.

Eine Frau mit Kopfschmerzen hält sich die Hände an den Kopf
Foto: iStock/Kateryna Onyshchuk

Heftige, anfallsartige, pulsierende, meist halbseitige Kopfschmerzen: Das sind typische Symptome einer Migräne, aber längst nicht alle. Auch Übelkeit, Licht-, Geruchs- und Lärmempfindlichkeit gehen oftmals mit dem Gewitter im Kopf einher. Etwa 20 Prozent der Betroffenen haben zusätzlich eine sogenannte Aura, die den Kopfschmerzen meist in Form von Sehstörungen vorausgeht. „Der Leidensdruck ist für Migräne-Betroffene teilweise massiv“, sagt Dr. Wolf-Oliver Krohn, Neurologe und Patientenberater bei der Deutschen Hirnstiftung. 

Starke Kopfschmerzen: Häufigster Arbeitsausfallgrund 

Während einer Attacke, die zwischen vier und 72 Stunden andauern kann, sei es für die Betroffenen fast unmöglich, ihren Alltag zu bestreiten und normalen Beschäftigungen nachzugehen. Migräne ist bei Berufstätigen unter 50 weltweit die führende Ursache für Arbeitsausfälle und Krankschreibungen. Obwohl viele Menschen betroffen sind, ist die Angst vor Ausgrenzung oder Stigmatisierung am Arbeitsplatz immer noch groß. Zu oft gelten Kopfschmerzen als Ausrede. Dabei kann die neurologische Erkrankung ein Grund für die Anerkennung einer Behinderung oder Gleichstellung im Berufsleben sein.

Mehr Schmerzepisoden

Wie der aktuelle „Thomapyrin® Kopfschmerz- & Migräne-Report 2023“ zeigt, hat die Migräne-Häufigkeit deutlich zugenommen: Von der Erkrankung werden 38 Prozent mehrmals im Jahr heimgesucht. Fast jede vierte betroffene Person berichtet von mehreren Attacken pro Monat, sechs Prozent leiden mehrmals in der Woche und ein Prozent fast täglich. Dazu im Vergleich das Jahr 2021: 29 Prozent jährlich, 16 Prozent monatlich, drei Prozent wöchentlich und ein Prozent fast täglich. Auch die Anzahl der ärztlich bestätigten Migräne-Fälle ist sprunghaft angestiegen: Hatten 2020 nur 28 Prozent die Diagnose „Migräne“, sind es laut dem Report nun 61 Prozent, davon 70 Prozent Frauen. Es scheint, als sei Migräne mehr ins Bewusstsein der Gesellschaft gerückt, etwa durch Informationskampagnen zu neuen Behandlungskonzepten oder auch dank der Daten der Studie „Burden 2020“. Diese brachte unter anderem zutage, dass nur etwa sieben Prozent der Betroffenen wirksame, migränespezifische Medikamente erhalten. Gerade mal 40 Prozent suchen überhaupt ärztliche Hilfe. „Oft nehmen Betroffene dann zu häufig Schmerzmedikamente“, weiß Krohn aus praktischer Erfahrung. „Und das kann die Beschwerden sogar noch verstärken.“ 

Neue Substanzklassen

Wichtig ist, bei Migräne-Symptomen ärztlichen Rat zu suchen. Erste Ansprechperson ist die Hausärztin oder der Hausarzt. Neben nicht medikamentösen, speziell verhaltenstherapeutischen Strategien sind laut der Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) spezifische Medikamente aus der Substanzgruppe der Triptane das Mittel der ersten Wahl, wenn es um die Akutbehandlung mittelschwerer oder schwerer Migräne-Anfälle geht. Allerdings nicht geeignet sind diese Medikamente für Betroffene, bei denen Gefäßerkrankungen vorliegen oder die schon einmal einen Herzinfarkt oder Schlaganfall hatten. Dank Forschungsbemühungen gibt es ein neues, in Deutschland seit 2023 zugelassenes Medikament aus der Substanzklasse der „Ditane“. Dieses Arzneimittel ist für Menschen mit Migräne geeignet, bei denen die Triptane nicht wirken oder nicht einsetzbar sind. Laut der Deutschen Hirnstiftung stehen auch Präparate einer anderen neuen Substanzklasse, der „Gepante“, in den Startlöchern.

Attacken vorbeugen

Hat man weiterhin Migräne, helfen vorbeugende Medikamente. Eine medikamentöse Prophylaxe kann – ab drei Migräne-Tagen im Monat – unter anderem mit Betablockern oder Antiepileptika erfolgen. Einer der größten Fortschritte in der Migräne-Forschung der letzten Jahrzehnte war die Entdeckung, dass das Neuropeptid CGRP (Calcitonin Gene-Related Peptide) bei der Pathophysiologie der Migräne eine wichtige Rolle spielt. CGRP wird bei Migräne-Attacken von Nervenzellen freigesetzt und wirkt gefäßerweiternd sowie entzündungsfördernd. Monoklonale Antikörper hemmen CGPR, was zu einer Reduzierung der Migräne-Tage führt. Gleichzeitig betonen Fachleute die Bedeutung der nicht medikamentösen, multidisziplinären Verfahren in der Migräne-Prophylaxe, die auch Eingang in die Leitlinien gefunden haben – beispielsweise kognitive Verhaltenstherapie, Entspannungstechniken, Biofeedback, Stressmanagement und regelmäßige sportliche Betätigung.

Quellen:
Schmerzklinik Kiel: Wer leidet an Migräne?
Deutsche Hirnstiftung: Kopfschmerzen und Migräne
Deutsche Migräne- und Kopfschmerz-Gesellschaft: Kopfschmerzexperten

Schon gewusst?

Kopfschmerzen können andere Gesundheitsprobleme wie Entzündungen im Kopf, Probleme mit den Nasennebenhöhlen, den Augen oder hohen Blutdruck anzeigen. Dringend untersuchen lassen sollte man sich daher, wenn die Schmerzen sehr stark sind, plötzlich oder erstmalig auftreten. Das gilt auch für bereits bekannte Kopfschmerzprobleme, bei denen sich die Schmerzen verändern oder stärker werden.

Quelle: https://hirnstiftung.org/2023/04/kopfschmerzen-hirntumor/

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