Cannabis gegen Schmerzen

Lindern statt berauschen

Von Tobias Lemser · 2023

Wissenschaftlerin hält ein Hanfblatt in einer Petrischale hoch.
Medizinisches Cannabis darf in Deutschland zu therapeutischen Zwecken verordnet werden. Foto: iStock / OlegMalyshev

Bei der Therapie von chronischen Schmerzen kommt zunehmend medizinisches Cannabis zum Einsatz. Trotz des steigenden Gebrauchs gibt es noch Wissenslücken – auch was frei verkäufliches CBD betrifft. Wie unterscheiden sich beide Medizinisches Cannabis darf in Deutschland zu therapeutischen Zwecken verordnet werden. Präparate, und welche neuen Erkenntnisse liefert die Forschung?

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In Drogeriemärkten ist es noch immer für viele ein ungewohnter Anblick: Neben Duschgel und Rasierschaum stehen Öle, Tropfen und Cremes auf CBD-Basis. Dennoch steigt seit Jahren die Akzeptanz gegenüber CBD-Produkten, welche mehr und mehr aus der Schmuddelecke in die Mitte der Gesellschaft rücken.

CBD nicht gleich CBD

Trotz alledem herrschen nach wie vor Unsicherheit und Unkenntnis hinsichtlich der Unterschiede zwischen medizinischem und frei verkäuflichem CBD – was auch den Arzt-Patienten-Dialog erschwert. „Wichtig ist zu beachten, dass bei frei verkäuflichen ,Lifestyle‘-Produkten ein Wirksamkeitsnachweis fehlt; für keines der Produkte gibt es ausreichende wissenschaftliche Belege“, sagt Dr. med. Lisa Schmidberg, ärztliche Leiterin und Cannabis-Expertin bei der Telemedizin-Plattform Algea Care. Sobald es um die Linderung von gesundheitlichen Problemen gehe, ist CBD hierzulande ein verschreibungspflichtiger Wirkstoff. „Die Wirkung von in Selbsttherapie eingenommenen Drogerieprodukten und einer ärztlich begleiteten Behandlung mit hochdosiertem CBD ist absolut nicht zu vergleichen.“

Steigende Umsätze

Seit März 2017 ist medizinisches Cannabis offiziell als Arzneimittel freigegeben, sodass Ärztinnen und Ärzte ganz legal ein Rezept dafür ausstellen dürfen. Die Wirkung von medizinischem Cannabis ist auf die Inhaltsstoffe Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD) zurückzuführen. Hat THC einen berauschenden und entspannenden Effekt, wirkt CBD angstlösend und kann Entzündungen hemmen. Das Prinzip: Medizinisches Cannabis wirkt auf bestimmte Schmerzrezeptoren und Impulse der Nerven, die zum Gehirn führen und durch diese Substanz unterdrückt werden. Dass medizinisches Cannabis abhängig macht, ist bislang nicht bekannt – auch ein Grund, weshalb die Umsätze mit medizinischem Cannabis kontinuierlich steigen. Laut aktuellster Zahlen des Statistischen Bundesamtes wird der diesjährige Umsatz etwa 351,10 Millionen Euro betragen – ein Sprung im Vergleich zum Jahr 2020, als noch 110 Millionen Euro umgesetzt wurden. Im Jahr 2027 wird den Statistiken zufolge das prognostizierte Marktvolumen 580 Millionen Euro erreichen.

Einsatz von cannabis gegen schmerzen

Medizinisches Cannabis kann bei schweren Krankheiten verordnet werden, jedoch nur, wenn es keine anderen Behandlungen gibt. Auch muss die Chance bestehen, dass die Beschwerden dadurch zurückgehen. Mögliche Einsatzgebiete sind Multiple Sklerose, Spastik und Erbrechen. In erster Linie findet medizinisches Cannabis jedoch bei schweren chronischen Schmerzen Anwendung. Wie Cannabis-Arzneimittel seit 2017 in Deutschland verwendet wurden, hat das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte in einer Begleiterhebung protokolliert. Demnach wurden mehr als 75 Prozent der Patientinnen und Patienten aufgrund chronischer Schmerzen behandelt.

Mit welcher Sicherheit medizinisches Cannabis bei Menschen mit chronischen Schmerzen anwendbar ist, wollte ein kanadisches Forschendenteam vom Forschungsinstitut des McGill University Health Centre in Montreal herausfinden. Das Ergebnis der im vergangenen Herbst publizierten Studie: Es gab keine Hinweise auf schädliche Auswirkungen bezüglich kognitiver Funktionen. Zudem verbesserten sich nicht nur die chronischen Schmerzen signifikant, auch berichteten die Teilnehmenden der Cannabis-Gruppe von einer besseren Stimmung und einer allgemein höheren Lebensqualität im Vergleich zur Kontrollgruppe.

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