Dentalphobie

Wenn der Zahnarztstuhl Panik auslöst

Von Nadine Effert · 2023

Laut Deutscher Gesellschaft für Zahnbehandlungsphobie® (DGZP) leiden in Deutschland rund fünf Millionen Menschen unter einer sogenannten Dentalphobie. Meist sind es traumatische Erfahrungen oder übernommene schlechte Erlebnisse, warum der Gang zum Zahn-Doc einem Horrorszenario gleicht. Phobien sind allgemein weit verbreitet – und in der Regel gut behandelbar.

Eine Frau hält sich beim Zahnarzt angsterfüllt den Mund zu.
Foto: iStock/RossHelen

Das Bibbern beginnt oft im Warteraum. Neigt sich dann der Behandlungsstuhl nach hinten, werden die Hände kalt. Schweißperlen bilden sich, wenn die Zahnärztin oder der Zahnarzt die Hand in Richtung Instrumente ausstreckt. Der Körper verkrampft sich. Das Surren des Bohrers oder der Anblick einer Spritze führt zu Herzrasen. Zugegeben: Kein Mensch nimmt wirklich gerne auf dem Zahnarztstuhl Platz. Doch bei etwa jedem Fünften geht es weit über ein mulmiges Gefühl hinaus: Sie leiden an einer spezifischen Phobie. Darunter sind Angststörungen zu verstehen, die sich auf bestimmte Objekte wie Spinnen oder Situationen, wie das Fliegen, beziehen. Etwa 13 Prozent der Frauen und vier Prozent der Männer in Deutschland sind davon betroffen. 

Meiden birgt Risiken

Was alle eint: eine unangemessen starke Reaktion auf den Auslöser, die sich körperlich durch beispielsweise einen erhöhten Puls, Schwindel und Übelkeit äußert. Auch Panikattacken sind möglich. Menschen mit einer Zahnbehandlungsphobie, auch Dentalphobie genannt, meiden oft über Jahre hinweg den Gang in eine zahnärztliche Praxis, auch wenn sie Schmerzen haben. Keine gute Idee: Denn wer keine gesunden Zähne und/oder erkranktes Zahnfleisch hat, büßt nicht nur an Attraktivität ein. Man riskiert auch seine Gesundheit: So kann laut neuesten Studien etwa eine unbehandelte Parodontitis – bei dieser Volkskrankheit greift eine bakterielle Entzündung den Zahnhalteapparat an – das Risiko für Alzheimer, Herzinfarkt oder einen Schlaganfall erhöhen.

Der Dentalphobie Herr werden

Die gute Nachricht: Menschen mit Phobien kann geholfen werden – zum Beispiel mit einer kognitiven Verhaltenstherapie, bei der Betroffene lernen, ihre Angst zu verstehen und den Angstkreislauf zu durchbrechen, etwa durch eine gezielte, jedoch moderate Exposition mit dem Angstauslöser. Auch Entspannungstechniken wie autogenes Training können zu einer Heilung beitragen. Laut Angabe der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) bekommen rund 80 bis 90 Prozent der Betroffenen die krankhafte Angst mit professioneller Hilfe in den Griff. Ein Patentrezept gibt es allerdings nicht: Für jede von einer Phobie betroffene Person muss je nach Krankheitsbild ein individuelles Therapieprogramm erarbeitet werden.

Schon gewusst?

Die Deutsche Gesellschaft für Zahnbehandlungsphobie® bietet eine anonyme, umfassende und kostenlose Beratung zum Thema Thema unter der Telefonnummer 089/64 95 79 35 an.

Es gibt außerdem Zahnarztpraxen, die sich auf Patientinnen und Patienten mit einer Dentalphobie spezialisiert haben. Sie setzen auch auf alternative Ansätze wie beruhigende Musik, angenehme Aromen, aber auch Akupunktur oder Hypnose.

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