Metallallergie

Wenn das Immunsystem ein Problem mit dem Kunstgelenk hat

Von Nadine Effert · 2017

Älterer Patient sitzt bei seinem Arzt und zeigt auf seine Hüfte. Thema: Metallallergie bei künstlichen Gelenken oder Implantaten

Kobalt, Nickel und Chrom sind gängige Metalle, aus denen künstliche Gelenke hergestellt werden. Aus gutem Grund, denn sie machen die orthopädischen Implantate korrosionsbeständig und länger haltbar. Genau diese Materialien können aber auch zum Verhängnis werden. Und zwar für Menschen, die allergisch reagieren.

Folgende Situation: Bei einem Patient wurde das schmerzende, verschlissene Kniegelenk durch ein künstliches ersetzt. Doch die Schmerzen blieben, und nach einiger Zeit gesellten sich Schwellung und ein unangenehmer Hautausschlag rund um das Knie hinzu. Die Folge: Der Patient musste erneut auf den OP-Tisch. Was steckte dahinter? Tests ergaben eine allergische Reaktion auf das im Implantat enthaltene Kobalt. Hätte man dem Patienten den erneuten Eingriff nicht ersparen können, indem vorab ein Allergietest durchgeführt wird? Ganz so einfach ist es nicht. Ein positiver Test auf die in künstlichen Gelenken vorkommenden Stoffe heißt nicht, dass der Patient zwangsläufig Probleme bekommt. Wobei dann in der Regel die Empfehlung für ein alternatives Implantat erfolgt. Ein negativer Test wiederum schließt nicht aus, dass es im Laufe der Zeit nicht doch zu einer Überempfindlichkeitsreaktion kommt. 

Metallallergie – was nun?

Die gute Nachricht: Eine Implantatallergie mit schwerwiegenden Folgen kommt selten vor. Eine Auswertung des australischen Endoprothesenregisters ergab, dass gerade einmal 5,7 Prozent der revidierten Hüftprothesen aufgrund einer Metall-Sensibilität erfolgten. Am häufigsten führen Infektionen oder mechanische Fehlstellungen zu Komplikationen. Verhärtet sich der Verdacht auf eine Allergie mittels Gewebeproben und Hauttests, muss die Prothese raus. Um die Freisetzung von Metall-Ionen durch Abrieb zu minimieren, kommen dann anti-allergische Prothesen aus Titan oder mit speziellen Legierungen zum Einsatz oder – im Fall einer sehr seltenen Allergie gegen Knochenzement – ein zementfreies Implantat. 

Ziel: Neue Tests zur besseren Diagnose

Welche immunologischen Prozesse an der Prothese konkret ablaufen, gibt Medizinern noch Rätsel auf. Auch kann nur vermutet werden, dass die Immunzellen um das Gelenk herum in der gleichen Art und Weise überreagieren wie die in der Haut befindlichen. Neue Erkenntnisse könnten in Zukunft der Entwicklung neuer Tests dienen. Und zwar solcher, die Patienten zu einer für ihr Immunsystem passenden Prothese verhelfen, um ihnen unnötige Folge-OPs zu ersparen. Angesichts der Tatsache, dass aufgrund des demografischen Wandels immer mehr Menschen früher oder später ein künstliches Gelenk benötigen und Allergien auf dem Vormarsch sind, wird das Thema Implantatallergie laut Experten an Bedeutung gewinnen. Allein im vergangenen Jahr wurde in Deutschland bei rund 400.000 Menschen ein künstliches Hüft- oder Kniegelenk eingesetzt. 

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