Schmerzen im Rücken

Problemzone Iliosakralgelenk

Von Mark Krüger · 2025

Speziell Rückenschmerzen sind für Betroffene zermürbend. Schlimmer noch, wenn unklar ist, was dahintersteckt. Das Iliosakralgelenk (ISG) ist eine häufige Schmerzquelle, wird jedoch bei der Diagnostik oftmals unterschätzt. Dabei kann das ISG durch ein paar einfache Tests schnell als Schmerzgenerator ausgeschlossen werden.

Ein Mann hält seine Hände an den unteren Rücken
Foto: iStock / Pornpak Khunatorn

Hüftschmerzen, starke Schmerzen im unteren Rückenbereich oder Oberschenkel, Ausstrahlung ins Gesäß und Bewegungseinschränkungen: Bei diesen Beschwerden liegt die Verdachtsdiagnose „Bandscheibenvorfall“ nahe. Allerdings sind in weniger als zehn Prozent der Fälle die Puffer zwischen den einzelnen Wirbelkörpern Ursache für tiefsitzende Schmerzen im unteren Rückenbereich. Viel häufiger steckt ein anderer schmerzauslösender Übeltäter dahinter: das Iliosakralgelenk, auch Kreuz-Darmbein-Gelenk genannt. Das anatomisch komplexe Gelenk verbindet die Beckenschaufeln mit dem Kreuzbein und erfüllt bei fast allen Bewegungen belastungsausgleichende, stabilisierende Funktionen. Bereits kleine Dysbalancen oder Veränderungen des ISG können starke Schmerzen verursachen. Aktuelle wissenschaftliche Studien beschreiben eine Beteiligung des ISG bei bis zu 30 Prozent der Fälle von Rückenschmerzen. Bei voroperierten Patientinnen und Patienten ist sogar von bis zu 40 Prozent die Rede. 

Schmerzen im Rücken: Verschiedene Ursachen 

Das ISG wird im Becken von einem starken Bandapparat gehalten und verfügt nur über eine minimale Beweglichkeit. Schon kleine Veränderungen durch Belastung auf die Bänder und Muskelfasern können zu starken Verspannungen führen. Man spricht vom sogenannten ISG-Syndrom. Häufig verstärkt sich der Schmerz zum Beispiel beim Aufrichten aus gebückter Haltung. Das ISG kann aufgrund von Fehlbelastungen, Beinlängendifferenzen, Schwangerschaften, Traumata oder vorhergehenden Operationen an der Wirbelsäule schmerzhafte degenerative Veränderungen entwickeln. Manchmal reicht schon ein kleines Trauma wie ein falscher Schritt vom Bordstein, um das ISG aus der Balance zu bringen. Da hier besonders viele Nervenbahnen zusammenlaufen, kann eine ISG-Instabilität auch in weit entfernten Körperregionen Schmerzen auslösen. 

Unterdiagnostiziertes Problem

Eine detaillierte Diagnose – etwa mithilfe spezieller physikalischer Provokationstests und anschließend einer diagnostischen Infiltration unter Röntgenbildwandlerkontrolle – ist notwendig, um das ISG als Schmerzgenerator zu bestätigen oder auszuschließen. Leider wird es bei der Diagnose von Rückenschmerzen oft nicht explizit in Betracht gezogen. Tatsächlich ist das ISG das am häufigsten unterdiagnostizierte Gelenk an der Wirbelsäule – auch weil es radiologisch schwerer zu erfassen ist als zum Beispiel eine instabile Lendenwirbelsäule oder ein Bandscheibenvorfall.

Therapie: multimodaler Ansatz

Gilt eine Instabilität im ISG diagnostisch als gesichert, wird zunächst die konservative Therapie, die Schmerzmittel, Physio- und Bewegungstherapie sowie manuelle Therapie umfasst, eingeleitet. Bringen diese Maßnahmen nicht den gewünschten Erfolg, kommen interventionelle Verfahren wie Infiltrationen mit Kortikoiden und Lokalanästhetika oder die Radiofrequenztherapie in Betracht, um Schmerzlinderung zu verschaffen. Da die Ursachen und Beschwerden des ISG-Syndroms sehr unterschiedlich sein können, wird oft ein kombinierter Ansatz gewählt, um die besten Ergebnisse zu erzielen. 

Als letztes Glied in der Behandlungskette kommen spezielle ISG-Implantate, mit denen das Gelenk dauerhaft stabilisiert wird, infrage. Wichtig ist, wie bei allen chronischen Schmerzerkrankungen, dass die Therapie individuell auf die Bedürfnisse und Lebensumstände der betroffenen Person abgestimmt wird.

ISG – Typisches Schmerzmuster

• Schmerzen beim Aufstehen, Trep­pensteigen, Überrollen im Bett, Sitzen auf der schmerzenden Seite anhaltende untere Rückenschmerzen

• Ausstrahlung ins Gesäß, Becken oder in die Leiste 

• Instabilität bei langem Stehen oder Sitzen 

• Eine Gewichtsverlagerung auf die schmerzfreie Seite im Sitzen oder Liegen führt oft zu Linderung. 

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