Pollenallergie

Wenn das Immunsystem Kapriolen schlägt

Von Sara Bertsche · 2018

Tränende Augen, laufende Nase und Hautausschlag: Man schätzt, dass hierzulande 20 bis 25 Millionen Bundesbürger Allergiker sind. Derzeit verleidet der Pollenflug besonders den Heuschnupfen-Geplagten die schönste Jahreszeit. Die Symptome sind nicht nur unangenehm, sondern können unbehandelt zum Gesundheitsrisiko werden. Grund genug für Forscher, neue Therapieansätze auszuloten.

Ein Junge niest im Rapsfeld. Er leidet an einer Pollenallergie.

Wenn es am Körper juckt und kribbelt und so mancher Allergiker buchstäblich aus der Haut fahren möchte, so hat sich sein Immunsystem geirrt: Dieses erkennt harmlose Umweltsubstanzen als solche nicht und stuft sie als Krankheitserreger ein. Emsig produziert das Abwehrsystem dann spezifische Antikörper, das Immunglobulin E (IgE), und schüttet den Botenstoff Histamin aus, der solch unliebsame Symptome wie entzündete Schleimhäute, Hautekzeme oder schlimmstenfalls einen allergischen Schock auslöst. Laut Deutschem Allergie- und Asthmabund e. V. (DAAB) leiden hierzulande viele Betroffene an einer Staub/Milben-, Tierhaar- oder Nahrungsmittelallergie. 

Pollenallergie: Keine Bagatellerkrankung 

Am häufigsten gibt es aber Fälle von Heuschnupfen: Ganze 15 Prozent der Bevölkerung sind von einer Pollenallergie betroffen, die sich zudem unbehandelt zum ganzjährigem allergischem Asthma entwickeln kann. Was die Ursachen angeht, so haben Forscher bislang nur Thesen parat: Neben Stress und übertriebenen Hygienemaßnahmen stehen auch erhöhte Ozon- und Feinstaubwerte im Verdacht. Wer kann, meidet die Substanzen, auf die er allergisch reagiert, was voraussetzt, dass der Patient überhaupt weiß, welches Allergen die Symptome bei ihm auslöst. An dieser Stelle sei der Gang zum Allergologen empfohlen, der zum Beispiel bei Verdacht auf Heuschnupfen mit einem Prick-Test feststellen kann, auf welche Pollen der Körper reagiert. Dazu spritzt er verschiedene Pollen-Extrakte unter die Haut – bei einer positiven Reaktion bilden sich an entsprechender Stelle Rötungen oder Quaddeln.

Allergen meiden, Symptome behandeln

Zur Pollenhochsaison ist es für Heuschnupfen-Patienten freilich schwer, die Allergene zu meiden, wenn diese sich schon beim Gang vor die Tür in den Haaren festsetzen und die Augen tränen lassen. Spezielle Tropfen aus der Apotheke versprechen hier Linderung und verhindern übermäßige Tränenproduktion. Bei schweren Allergien helfen Antihistaminika sowie entzündungshemmende Sprays mit Kortison. Einzig die Immuntherapie (Hyposensibilisierung) setzt bislang an der Ursache an. Der Arzt verabreicht zunächst wöchentlich Spritzen, Tabletten oder Tropfen mit steigender Allergen-Konzentration; nach 16 Wochen bleibt die Dosis gleich und das Präparat wird danach drei Jahre lang nur noch monatlich gegeben. Die Therapie bietet den Vorteil, Patienten langfristig unempfindlich gegen das Allergen werden zu lassen.

Grafik: Pollenkalender. Quelle: Hexal AG, 2017
Quelle: Hexal AG, 2017

Präventive Forschung

Zudem hat eine im Jahr 2017 veröffentlichte Fünf-Jahres-Studie der finnischen University of Turku ergeben, dass bei Kindern mit Heuschnupfen nach der Immuntherapie deutlich weniger Asthma-Symptome auftraten, als bei jenen, die ein Placebo erhalten hatten. Präventiv arbeiten derzeit auch Professor Harald Renz am Uniklinikum in Marburg sowie der Allergologe Rudolf Valenta an der Medizinischen Universität in Wien jeweils an einem Mittel, das IgE-Antikörper neutralisiert und schon im Vorfeld Allergien verhindert. Beide Präparate befinden sich noch im Entwicklungsstadium – bis diese „Heuschnupfen-Impfung“ ausgereift ist, gilt es also abzuwarten und sich mit klassischen Mitteln zu behelfen. 

Vier Tipps für Heuschnupfen-Patienten 

  • Nasenspülungen mit isotoner Salzlösung können den Bedarf an Antiallergika senken.

  • Engmaschige Fenstergitter verhindern Pollen in Innenräumen. 

  • Regelmäßig Teppiche und Polster absaugen und Böden feucht wischen.

  • Vor dem Zubettgehen die Haare waschen und getragene Kleidung nicht im Schlafzimmer ablegen.

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