Demenzprävention

Durchbruch im Kampf um das Gedächtnis?

Von Tobias Lemser · 2020

Seit vielen Jahren sucht die Wissenschaft nach einem wirksamen Medikament gegen Demenz. Doch nun scheint sie einen großen Schritt weiter zu sein. Forscher der Berliner Charité stellten jüngst einen vielversprechenden Ansatz zur frühzeitigen Prävention von Demenz vor. Was dahintersteckt und welche präventiven Maßnahmen noch wichtig sind.

Ein Mann ist mit einem Puzzle in Form eines Kopfes beschäftigt. Thema: Demenzprävention
Foto: iStock / LightFieldStudios

Nicht mehr wissen, wie die eigenen Kinder heißen, wo man wohnt oder sich schlimmstenfalls ganz und gar nicht mehr verbal ausdrücken können: Allein der Gedanke daran, so den Lebensabend verbringen zu müssen, ist ein Albtraum. 

Deutsche haben Angst vor Demenz

Laut einer Forsa-Umfrage im Auftrag der DAK-Gesundheit aus dem vergangenen Jahr, fürchtet sich fast jeder Zweite davor, im Laufe des Lebens an Demenz zu erkranken. Dass diese Sorge nicht ganz von der Hand zu weisen ist, untermauert die Tatsache, dass mit zunehmendem Alter das Risiko für eine Demenz steigt. Bundesweit sind 1,7 Millionen Menschen an Demenz erkrankt. Jährlich kommen rund 300.000 Neuerkrankte hinzu. Experten gehen davon aus, dass die Anzahl der Erkrankten bis zum Jahr 2050 sogar auf rund drei Millionen steigen wird. Fachlich steht Demenz als Überbegriff für neurologische Krankheitsbilder, die auf neurodegenerative Prozesse zurückzuführen sind und den Abbau kognitiver Funktionen sowie den Verlust von Alltagskompetenzen nach sich ziehen. 

Maßnahmen zur Demenzprävention

Doch was kann man tun, um die Erkrankung so weit wie möglich hinauszuschieben? Da genetische Faktoren in nur zehn Prozent der Fälle ursächlich für die Bildung einer Demenz sind, können präventive Maßnahmen eine entscheidende Rolle spielen. In einer Leitlinie rät die Weltgesundheitsorganisation WHO zu ausreichender Bewegung, einer ausgewogenen Ernährung, moderatem Alkoholkonsum und Nikotinverzicht. Aber auch regelmäßige geistige Betätigungen sowie soziale Kontakte sind wichtig. Vor allem aber gilt das Augenmerk neuen wissenschaftlichen Ansätzen, um endlich mehr gegen die Krankheit des Vergessens tun zu können. Und genau hier scheint Bewegung hineinzukommen. Stichwort Autophagie, die nicht nur für den Abbau potenziell schädlicher Zellbestandteile verantwortlich ist und somit die Regeneration von Nervenzellen ermöglicht, sondern letztlich auch vor neurodegenerativen Erkrankungen schützt. In Zellkulturmodellen konnten Forscher verdeutlichen, dass Proteinablagerungen, die infolge von zellulärem Stress entstanden sind, durch die Aktivierung der Autophagie wieder entfernt werden können. Zwar hat dieser Ansatz die Wissenschaft einen großen Schritt weitergebracht, an wirksamen Therapien fehlte es bislang jedoch noch immer.

Spermidin beugt Demenz vor

Ganz neue und vor allem vielversprechende Erkenntnisse, Demenz frühzeitig zu erkennen, lieferte eine vor zwei Jahren veröffentlichte Studie der Charité Berlin, in der das körpereigene Spermidin eine besondere Rolle spielt. Hintergrund: Wird der Stoffwechsel beschleunigt, erhöht sich der Spermidinspiegel, bei Inaktivität geht dieser jedoch zurück, was sich im Alter weiter verstärkt. In der sogenannten preSmartAge-Studie untersuchten die Forscher den Effekt einer täglichen Einnahme von Spermidin. Ziel war es, die Gedächtnisleistung von 30 Teilnehmern ab 60 Jahren mit erhöhtem Demenzrisiko zu analysieren. Das Erstaunliche: Bereits nach drei Monaten konnte in der Versuchsgruppe eine moderate Verbesserung der Gedächtnisleistung erzielt werden, wohingegen sich diese bei den Teilnehmern der Placebo-Gruppe verschlechterte. 

Zur Gewinnung weiterer Erkenntnisse läuft derzeit die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte „SmartAge“ Folgestudie. In dieser Untersuchung soll weiter an der positiven Wirkung von Spermidin auf die geistige Leistungsfähigkeit geforscht werden – hoffnungsvoll stimmende Ansätze, die Mut im Kampf gegen Demenz machen.

Quellen:
www.deutsche-alzheimer.de/unser-service/archiv-alzheimer-info/helfen-vitamine-gegen-die-alzheimer-krankheit.html
www.wegweiser-demenz.de/informationen/gesellschaft-und-demenz.html
www.pflege-durch-angehoerige.de/demenz-und-alzheimer/

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