HIV-Behandlung

Steht der Durchbruch bevor?

Von Nadine Effert · 2024

Bisherige HIV-Medikamente können das Virus zwar stoppen, aber nicht eliminieren. Neuer Hoffnungsträger ist eine mit dem Chemie-Nobelpreis ausgezeichnete Gen-Schere, mit der niederländischen Forschenden nun ein kleiner Durchbruch gegen HIV gelungen ist.

Bausteinkette mit DNA-Symbolen werden von einer Schere durchtrennt
Foto: iStock/Andrii Yalanskyi

Sie galt als eine der Schreckenskrankheiten der 1980er-Jahre: Erstmals im Juni 1981 erwähnt, betraf Aids vor allem junge, homosexuelle Männer, die sich mit dem Humanen Immundefizienz-Virus, kurz HIV, infizierten. HIV sind sogenannte Retroviren. Heißt: Einmal in den Organismus eingedrungen, schreiben sie ihr RNA-Genom in DNA um und integrieren es im Erbgut von verschiedenen Immunzellen. 

Seit Beginn der tödlichen Pandemie sind weltweit rund 37 Millionen Menschen an deren Folgen gestorben. Heute sieht die Lage für die Betroffenen, von denen rund 91.000 in Deutschland leben, weitaus besser aus: Früh therapiert, können sie mit einer annähernd gleichen Lebenserwartung wie gesunde Menschen rechnen. Das Gute: 96 Prozent der Diagnostizierten erhalten eine entsprechende Therapie.

HIV-Behandlung: Virus mit „Schere“ entfernen

Die Forschung wird im Kampf gegen HIV/Aids allerdings nicht müde. Auch bei dieser Krankheit steht die Heilung im Fokus, so wie bei Dr. Elena Herrera-Carrillo und ihrem Team vom Amsterdam University Medical Center. Mithilfe der Gen-Schere CRISPR/Cas9 ist es ihnen unter Laborbedingungen gelungen, mit HIV infizierte T-Zellen zu heilen. Die Herausforderung besteht jedoch darin, dass HIV verschiedene Zelltypen und Gewebe im Körper infizieren kann. Für eine Heilung müsste das Virus aus allen Zellen entfernt werden, die es im Körper beherbergen könnten. 

Die Forschenden zeigen sich zuversichtlich: „Wir haben einen effizienten kombinatorischen CRISPR-Angriff auf das HI-Virus in verschiedenen Zellen und den Orten, an denen es sich in Reservoirs verstecken kann, entwickelt und gezeigt, dass Therapeutika gezielt an die betreffenden Zellen abgegeben werden können.“ Diese Erkenntnisse seien ein entscheidender Fortschritt auf dem Weg zur Entwicklung einer Heilungsstrategie. 

Von der Schale bis zur Anwendung ist es jedoch noch ein langer Weg. Als nächsten Schritt plant die Wissenschaftlergruppe, den Verabreichungsweg zu verbessern, um einen Großteil der HIV-Reservoirs im Körper zu erreichen. Auch in Freiburg und in den USA wird derweil ebenfalls an der Heilung von Aids mittels der Gen-Schere CRISPR/Cas9 geforscht.

So funktioniert die Gen-Schere

CRISPR/Cas9 ist eine molekulare „Schere“, die durch Guide-RNA (gRNA) an die richtige Stelle geführt wird und dort die DNA an den gewünschten Stellen zerschneiden kann. Dadurch können Gene entfernt oder neues genetisches Material eingebaut werden. Nicht nur gegen Aids, auch gegen Krebs und zahlreiche andere Krankheiten wird die CRISPR/Cas9-Methode erforscht. Laut Fachmagazin „The Lancet“ werden allein in den USA ab 2025 jedes Jahr schätzungsweise etwa 15 bis 20 neue CRISPR/Cas9-Heilverfahren zur Verfügung stehen.

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