Folgeerkrankungen

Engmaschige Kontrolle erforderlich

Von Tobias Lemser · 2024

Wird Typ-2-Diabetes nicht frühzeitig diagnostiziert, steigt das Risiko für zusätzliche Erkrankungen. Um in schwereren Fällen Komplikationen zu verhindern, ist die Fachexpertise entsprechender Schwerpunktpraxen dringend gefordert. Doch genau hier braucht es zugunsten der Erkrankten und Praxen dringend politisches Umdenken.

Eine Frau hält verschiedene Pillen bzw. Medikamente in der Hand.
Foto: iStock / vefimov

Es ist eine der Diagnosen, die Betroffenen lange im Gedächtnis bleibt: Denn wer an Diabetes mellitus erkrankt ist, wird ein Leben lang von dieser chronischen Stoffwechselerkrankung begleitet. Da sich damit auch das Risiko für Folgeerkrankungen erhöht, ist es wichtig, Diabetes mellitus stets im Blick zu haben und gut einzustellen. Diabetologinnen und Diabetologen raten deshalb, mindestens einmal jährlich entweder eine Hausarzt- oder eine diabetologische Schwerpunktpraxis zur Verlaufskontrolle aufzusuchen. Letztere ist insbesondere dann die optimale Anlaufstelle, wenn die Diabetes-Behandlung komplexer ist und es mehr als eine Standardbehandlung braucht.

Schwerpunktpraxen in Gefahr

Anlass zur Sorge gibt allerdings eine derzeitige Existenzbedrohung vieler dieser Schwerpunktpraxen – ausgelöst durch das Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetz (GVSG), das eine Umwandlung der Quartalspauschalen zur hausärztlichen Versorgung chronisch Erkrankter in eine Jahrespauschale vorsieht. Demnach soll die Versorgung in Zukunft nur von einer Arztpraxis abgerechnet werden können. Auch wenn die diabetologischen Schwerpunktpraxen zum hausärztlichen Spektrum gehören, befürchten diese – da sie zumeist lediglich Überweisungsempfänger sind – bei der sogenannten Chronikerpauschale am Ende leer auszugehen. „Es ist inakzeptabel, dass die Politik die medizinische Versorgung dieser Menschen aufs Spiel setzt, weil die erforderliche leitliniengerechte Behandlungsintensität und -qualität nicht mehr vergütet werden kann“, erläutert Dr. med. Tobias Wiesner, niedergelassener Diabetologe und Vorstandsmitglied der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG). Die Forderung an die Politik: das Gesetz im parlamentarischen Verfahren entsprechend nachzubessern, um die künftige Versorgung von chronisch und schwer an Diabetes erkrankten Menschen jederzeit sicherzustellen. Denn nur durch eine engmaschige und frühzeitige Betreuung in einer diabetologischen Schwerpunktpraxis ist es möglich, schwerwiegende Folgeerkrankungen zu verhindern. 

Ablagerungen an Gefäßen

Doch welche Auswirkungen kann zu lang unentdeckter Diabetes mellitus auf den gesamten Körper überhaupt haben, und was steckt dahinter? Grundsätzlich ist Diabetes, und hier vor allem der Typ-2-Diabetes, mit einer Insulinresistenz und einer gestörten Glukoseverwertung verbunden. Zahlreiche Stoffwechselstörungen können die Folge sein, wovon mehrere Organsysteme betroffen sind. Das Problem: Sind die Blutzuckerwerte auf Dauer zu hoch, kommt es zu einer Verzuckerung von Struktureiweißen an den Gefäßwänden und in den Blutzellen. Ablagerungen und Gefäßverschlüsse können entstehen, die wiederum die Gefahr für einen Schlaganfall oder Herzinfarkt erhöhen.

Folgeerkranungen wie Diabetisches Fußsyndrom

Erhöhte Blutzuckerspiegel können auch für Schäden der Nervenzellen verantwortlich sein und somit die Weiterleitung von Signalen verändern. Rund 250.000 Menschen entwickeln jedes Jahr das sogenannte diabetische Fußsyndrom, welches oftmals mit Unempfindlichkeit, Trockenheit der Haut, Kribbeln, Missempfinden und Taubheit, einer schlechten Durchblutung sowie Wunden im Fußbereich einhergeht. Wichtig zu wissen: Kommt es zum diabetischen Fußsyndrom, muss es stadiengerecht mittels aktivierender Wundauflagen und -therapeutika behandelt werden. Ist die Wunde abgeheilt, sollte die oberste Priorität darin liegen, ein Wiederauftreten zu verhindern. Dazu zählt, die Füße täglich zu inspizieren, akribisch zu pflegen und in besonders ausgeprägten Fällen diabetesadaptierte Einlagen und geeignete Diabetes-Schutzschuhe zu tragen. 

Eine Grafik, die zeigt, was Diabetes für Folgen haben kann. Dazu gehören Schlaganfälle, Herz- und Nierenerkrankungen usw.

Frühzeitige Diagnose 

Tritt Diabetes auf, besteht zudem ein erhöhtes Risiko für eine Schädigung der Nieren, Stichwort diabetische Nephropathie. Aber auch die Augen sind gefährdet. Netzhautveränderungen sowie Linsentrübung, erhöhter Augeninnendruck und Hornhautgeschwüre sind weitere mögliche Folgeerscheinungen. Fest steht: Um das Risiko für schwerwiegende gesundheitliche Komplikationen wie Durchblutungsstörungen, Herzinfarkt und Sterblichkeit durch Typ-2-Diabetes deutlich zu verringern, ist die frühzeitige Diagnose und darauffolgende intensivierte Therapie von höchster Bedeutung. Der Check-up der gesetzlichen Krankenkassen ermöglicht – bei entsprechenden Risikogruppen – die einmalige Glukosebestimmung schon zwischen 18 und 35 Jahren. „Damit bietet das Gesundheitssystem gute Chancen, einen Diabetes früh zu erkennen“, unterstreicht DDG-Präsident Professor Dr. med. Andreas Fritsche. Jedoch müssen dem Experten zufolge diese Möglichkeiten auch regelmäßig und konsequent genutzt werden – insbesondere bei Risikopatienten. 

Schon gewusst?

Bei einer Nierenerkrankung in jüngeren Jahren verkürzt sich die Lebenszeit um durchschnittlich sechs Jahre – zusätzlich zu den zehn Jahren, die durch einen Typ-2-Diabetes verloren gehen. Verläuft die Erkrankung zunächst weitestgehend symptomfrei, machen sich später Juckreiz, Kopfschmerzen, Leistungsschwäche, Müdigkeit oder Gewichtszunahme bemerkbar. Vorbeugend ist es für Diabetiker wichtig, auf eine eiweiß- und salzreiche Ernährung zu verzichten und mindestens einmal im Jahr den Eiweißgehalt im Urin untersuchen zu lassen. 

Quelle: www.das-diabetische-auge.de/diabetes-folgeerkrankungen; Zugriff: 21.10.2024

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