Fastenkur

„Der Effekt auf die Gesundheit ist enorm“

Von Nadine Effert · 2025

Prof. Dr. med. Andreas Michalsen, Chefarzt der Abteilung Innere Medizin – Naturheilkunde im Immanuel Krankenhaus Berlin und Inhaber der Stiftungsprofessur für klinische Naturheilkunde an der Charité Berlin, berichtet über die umfassenden gesundheitlichen Vorteile des Heilfastens und wie der völlige oder teilweise Verzicht auf Nahrung idealerweise ablaufen sollte.

Ein Teller mit Besteck und einem Wecker - auf einer blauen Oberfläche.
Quelle: iStock / Nadiia Borovenko

Viele Menschen denken beim Thema Fasten ans Abnehmen. Ist das zu kurz gedacht?

In der Tat. Klar, purzeln durch den weitestgehenden Verzicht auf feste Nahrung ein paar Pfunde. Das ist aber nicht das primäre Ziel des medizinischen Fastens, sprich Heilfastens. Ob nach Buchinger, F.X. Mayr oder anderen neueren Formen: Es geht grundsätzlich darum, Krankheiten zu vermeiden oder zu behandeln.

Was passiert dabei im Körper?

So einiges. Der Körper stellt stufenweise den Energiestoffwechsel von Zucker auf Abbauprodukte des Fettgewebes, darunter einen hochwertigen Zuckersatz in Form der Ketonkörper, um. Aus der gesamten Stoffwechselumstellung heraus ergeben sich zahlreiche weitere günstige Effekte, zum Beispiel verringerte Cholesterin- und Blutfettwerte, aber auch eine vermehrte Ausschüttung von Glückshormonen. Deswegen macht Fasten auch high. Zudem hat der Körper Zeit für Genreparatur und Zellreinigung, die sich positiv auf die biologische Alterung und das Immunsystem auswirkt und das Risiko für bestimmte Krankheiten senkt.

Porträt: Prof. Dr. med. Andreas Michalsen
Prof. Dr. med. Andreas Michalsen

Welche sind das beispielsweise?

Da das Heilfasten sich positiv auf Cholesterin-, Blutzucker- und Blutfettwerte sowie den Blutdruck auswirkt, kann von einer Präventivwirkung auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Bluthochdruck, Herzinfarkt und Schlaganfall sowie neurologische Krankheiten wie Demenz ausgegangen werden. Zudem ist es stark entzündungshemmend und damit lindert es Beschwerden bei Rheuma, Arthrose und wirkt allgemein schmerzlindernd. 

Wie fastet man richtig?

Das ist natürlich abhängig von der Art des Fastens und eine Frage der individuellen Lebensumstände, der verfügbaren Zeit und auch des Geldes. Grundsätzlich empfehle ich, besser mehrmals im Jahr für mindestens fünf bis sieben Tage zu fasten anstatt einmal im Jahr über einen noch längeren Zeitraum. Wer noch neu auf dem Gebiet ist und eine Erkrankung damit behandeln möchte, dem rate ich dazu, das erste Heilfasten unter ärztlicher Überwachung oder in einer ausgewiesenen Fastenklinik abseits des Alltagsstresses zu machen. Danach kann man es meist selbstständig mithilfe entsprechender Ratgeber oder Online-Programme durchführen. Das sogenannte Scheinfasten ist noch einfacher umzusetzen. Was man wissen sollte, ist, dass die beiden ersten Tage am herausforderndsten sind und daher der Start des Fastens am besten auf ein Wochenende oder arbeits- und stressfreie Tage fallen sollte.

Bei welchen Indikationen kommt Fasten zum Einsatz?

Als ergänzende Therapieform zur Schulmedizin kann das Heilfasten insbesondere bei rheumatischen Erkrankungen sowie Schmerzerkrankungen wie Fibromyalgie, bei Diabetes Typ 2 und Bluthochdruck sinnvoll sein. Bei Diabetes etwa bessert sich die Insulinresistenz, der Blutzuckerspiegel fällt, und es sind weniger Medikamente nötig.

Sie selbst haben die Wirkung des Heilfastens auf die Fettleber, gegen die es derzeit keine Medikamente gibt, untersucht.

Richtig, dazu haben wir den Fettleber-Index vor und nach dem sieben- bis zehntägigen Fasten bei über 700 Patienten analysiert und festgestellt, dass über 50 Prozent des Leberfettes sich zurückgebildet haben. Das ist für eine so kurze Zeitspanne schon enorm. Vor allem wenn man bedenkt, dass sich aus einer Fettleber zum Beispiel eine Leberentzündung oder Leberkrebs entwickeln kann und auch Herz-Kreislauf-Krankheiten damit assoziiert sind.

Wem raten Sie vom Fasten ab?

Jugendlichen, Kindern, Schwangeren, Stillenden und Menschen mit Essstörungen oder Untergewicht. Personen mit symptomatischen Gallensteinen und Gicht sollten nicht oder nur unter ärztlicher Überwachung fasten. Ansonsten sollte sich jeder mal auf das Abenteuer Fasten einlassen und es ausprobieren. Ich faste auch in der Regel zweimal im Jahr und finde allein die mentalen Auswirkungen erlebenswert.

Array
(
    [micrositeID] => 36
    [micro_portalID] => 26
    [micro_name] => Gesund und schmerzfrei leben
    [micro_image] => 4611
    [micro_user] => 1
    [micro_created] => 1474976944
    [micro_last_edit_user] => 1
    [micro_last_edit_date] => 1569404062
    [micro_cID] => 1238
    [micro_status] => 1
    [micro_cache] => 0
    [deleted] => 0
)